In diesem Artikel erfährst du, wie du brennende Stahlwolle verwendest, um ein beeindruckendes Lightpainting zu erschaffen, ohne dir dabei die Finger zu verbrennen!
Ich bin immer auf der Suche nach neuen Fotoideen und Fotoeffekten, die ich ausprobieren kann. So auch die Bokeh Schablone oder die „Night Splashes“. Da hat es auch nicht lange gedauert, bis ich auf den Klassiker schlechthin der kreativen Fotografie gekommen bin – brennende Stahlwolle!
Beim „Lightpainting“ werden wir mit dem Licht brennender Stahlwolle feurige Funken in die dunkle Nacht malen.
Nur schon mal vorab: Sei verdammt nochmal vorsichtig dabei! Ich empfehle dir, bei der Umsetzung mindestens zu zweit, besser zu dritt oder viert zu sein. Außerdem solltet ihr, den Fotoeffekt nicht im trockensten Sommer auszuprobieren – falls du in Kalifornien oder Portugal lebst, solltest du generell Abstand von Feuer nehmen. 😉
Deshalb eignet sich zum Fotografieren am besten ein regnerischer Tag.
Dieser Artikel ist Teil meiner Sammlung kreativer Fotoideen. Schau mal rein und lass dich inspirieren!
Wenn du solche Bilder selbst machen willst – bleib dran! Foto: Alexander Feitenhansl – Instagram
Inhaltsverzeichnis
Foto: Alexander Feitenhansl – Instagram
Wie wollen wir die brennende Stahlwolle nun auf unseren Speicherchip bannen?
Als Fotolocation musst du dir einen Ort aussuchen, an dem nichts Brennbares vorhanden ist. Aber fotografiere die brennende Stahlwolle nicht nur auf einer langweiligen Wiese! Such dir eine Örtlichkeit, die durch den Feuerschein angeleuchtet, spannende Details preisgibt.
Du musst dich entscheiden, wie viel du von deiner Umgebung zusätzlich einfangen willst. Wenn es dir hauptsächlich um die brennende Stahlwolle geht, kannst du die Blende etwas schließen und ISO 100 wählen. Wenn du mehr von der Umgebung einfangen willst, Öffne die Blende etwas und setze den ISO auf 200-400. Schau dir für die Kamereinstellungen die Beschreibung unterhalb der Bilder an.
Als Belichtungszeit solltest du ca. 5-8 Sekunden wählen. Die Stahlwolle brennt in etwa 5 Sekunden. Wenn du die Umgebung noch etwas aufhellen willst, sind 8 Sekunden optimal.
Wichtig ist, dass du die Einstellungen nicht so wählst, dass das Bild schon im Dunkeln optimal belichtet wäre. Wenn du die brennende Stahlwolle dann entzündest, wird dein Bild stark überbelichtet! Wähle die Einstellungen so, dass es in der Dunkelheit etwa 2-3 Blendenstufen unterbelichtet ist.
Feuersturm in einem Burgturm. Foto: Alexander Feitenhansl – Instagram
Damit der Eindruck entsteht, man würde sich direkt im Feuersturm befinden, verwendet man am besten ein Weitwinkelobjektiv und geht etwa 3-4 Meter ans Geschehen heran. Damit der Kamera nichts passiert verwenden wir einen passenden UV-Filter und legen ein leicht angefeuchtetes Tuch oben auf die Kamera.
Am dynamischsten wirkt das Bild, wenn sich die Kamera nah am Boden befindet. So befindet man sich auf einer Ebene mit den springenden Feuerfunken! Stell deshalb dein Stativ sehr niedrig ein. Wenn du dein Stativ nicht so nah am Boden einstellen kannst, verwende einen GorillaPod oder einen Bohnensack*. Bei vielen Stativen lässt sich auch die Mittelsäule verkehrt herum einsetzen. Die Kamera hängt dann zwar kopfüber am Stativ, aber dafür kommt man sehr nahe an den Boden heran.
Am schönsten werden die Fotos in der blauen Stunde oder in der Nacht. Aufgrund der Dunkelheit wird das Fokussieren schwer. Wenn du zu zweit unterwegs bist, kann eine Person die Stelle anleuchten, auf der später die brennende Stahlwolle gezündet wird. Jetzt kannst du leichter Fokussieren. Mach ein Testbild, um zu überprüfen, ob dein Bild tatsächlich scharf ist, denn nichts ist ärgerlicher, als nach Hause zu kommen und festzustellen, dass die mühsam aufgenommenen Fotos unscharf geworden sind.
Testbild der Vorfokussierung: Eine Stelle anleuchten und darauf fokussieren. Bearbeitet mit der Vorgabe „Blutrot“.
Jetzt wird es Zeit, den Feuerteufel los zulassen!
Tupfe mit der Batterie gegen die Stahlwolle oder verwende ein Feuerzeug. Wenn die Stahlwolle das Brennen anfängt, könnt ihr auf den Auslöser drücken. Je nachdem wie viel Stahlwolle du verwendest, dauert das Schauspiel nur 5-8 Sekunden.
Die Aufnahme ist im Kasten!
Probier verschiedene Blickwinkel aus und starte das Lightpainting an unterschiedlichen Orten. 😉
Bei der Bildbearbeitung kannst du nach Belieben vorgehen.
Zuerst helle ich die Tiefen auf, damit man mehr von der Umgebung sieht. Es soll sich ja gelohnt haben, das Spektakel an einer verlassenen Burg zu veranstalten. 😉
Den Weißabgleich hab ich vom folgenden Bild leicht ins Bläuliche gezogen. Zur Verstärkung der Farben habe ich meine Vorgabe „Blaugelb“ angewandt. Die Vorgabe verstärkt die Gelb- und Blautöne. Am Ende wende ich noch eine leichte Vignette hinzu und erhöhe mit einer Gradationskurve die Kontraste, um den Blick stärker auf die Funken zu lenken. Mit den Möglichkeiten zu lokalen Anpassungen, die Lightroom und Photoshop bieten (Luminanz- und Farbmasken), kannst du die Funken auch ganz einfach losgelöst vom Rest des Bildes bearbeiten. So kannst du sie zum Beispiel heller und dunkler machen oder ihnen eine ganz andere Farbe verleihen.
Je nach Geschmack kannst du die verwischte Person im Feuerzirkel in Photoshop entfernen, damit die Mitte des Kreises ganz schwarz ist. Ich lass den „Geist“ aber im Bild, weil er mir ganz gut gefällt.
Du kannst eine interessante Umgebung und das Lightpainting auch in einem Foto vereinen, indem du eine Mehrfachbelichtung machst.
Du machst also erst ein Foto mit den passenden Belichtungseinstellungen, um die brennende Stahlwolle perfekt einzufangen. Anschließend machst du ein zweites Foto, das du viel länger belichtest, um die Umgebung zum Vorschein zu bringen. (Bei der zweiten Aufnahme wedelst du dann natürlich nicht mit Stahlwolle herum.) Da die Kamera dabei auf einem Stativ steht, bekommst du bei beiden Aufnahmen genau den gleichen Bildausschnitt.
In Lightroom bearbeitest du dann das Foto mit der brennenden Stahlwolle so, dass diese perfekt zur Geltung kommt. Wie die Umgebung auf diesem Bild aussieht ist egal. Das Foto ohne Stahlwolle bearbeitest du so, dass dir die Umgebung gut gefällt.
Anschließend öffnest du die beiden Bilder als Ebenen in Photoshop. Dort erstellst du eine Maske für die Ebene, die nur die Umgebung zeigt. Eine Ebenenmaske ist nach dem Erstellen immer ganz weiß. Alles, was in einer Maske weiß ist, wird nicht von der Maske beeinflusst und bleibt sichtbar. Mit einem schwarzen Pinsel malst du nun genau dort in die Maske, wo auf der anderen Ebene die brennende Stahlwolle zu sehen ist. Durch die Ebene hast du ein Loch in das Bild mit der Umgebung „geschnitten“ und das darunter liegende Lightpainting sichtbar gemacht.
Hier siehst du die drei Bilder, die in Photoshop übereinander gelagert wurden.
Als ich das Lightpainting das erste mal gesehen habe, war ich Feuer und Flamme die Fotoidee selbst umzusetzen. Mit meinem guten Freund Alexander haben wir das kleine Projekt endlich zusammen umgesetzt und es hat richtig Spaß gemacht! Besucht doch mal seinen Instagram – Account.
Also ruf den Fotofreund deines Vertrauens an und zieht los in den nächsten Baumarkt. Kauft euch für 5 Euro ein bisschen Stahlwolle – alle anderen Gegenstände, die ihr für das Lightpainting braucht, habt ihr wahrscheinlich schon zuhause.
Teile den Artikel mit deinen Fotofreunden und sag ihnen, dass du das Projekt mit ihnen starten möchtest! Jeder hat die Lightpaintings brennender Stahlwolle schon bestaunt, die wenigsten haben es aber selbst umgesetzt.
Viel Spaß beim Nachmachen!
Beste Grüße, Eike.
4 Comments
Moin! Anstatt eines Schneebesen, nutze ich eine sogenannte Futterkugel für Kleinnager. Gibt es im Zoogeschäft für wenige Euro. 😉
Vorteil, das Material der Kugel ist stabiler und dicker. Was ein Durchbrennen erheblich erschwert. So eine Futterkugel nutze ich viele Male, oft
auch mehrere Jahre. Schneebesen hingegen habe ich schon einige verbraucht. 😉
Warum „muss“ die Schnur feuerfest sein? Sie kommt mit dem brennenden Stahl eher nicht in Berührung… Meine Erfahrung ist aus hier eine
Andere. Kräftige Schnur aus dem Baumarkt reicht. 2-4mm und es wird eh doppelt genommen. 😀 Sogenannte Fallschirmschnüre haben die richtige Stärke.
Aber sehe meinen Kommentar bitte nicht als negative Kritik, es ist nur (m)ein Erfahrungsbericht.
Hallo Jörg,
vielen Dank für dein ausführliches Kommentar! Für konstruktive Kritik bin ich doch immer offen. 😀
Das mit der Futterkugel klingt einleuchtend. Ich kann mir vorstellen, dass das gut funktioniert.
Mit einer feuerfesten Schnur wollte ich sicherstellen, dass die brennende Kugel nicht irgendwann durch die Luft fliegt. Aber die Wahrscheinlichkeit ist natürlich sehr gering, dass sie in Flammen aufgeht.
Wenn man die Schnüre aber an der Futterkugel direkt anbindet, bräuchte man aber schon eine feuerfeste Schnur, da das Feuer ja sehr nahe kommt- oder irre ich mich da?
Liebe Grüße
Eike
Hallo, Gestern abend sind wir voller erwartung los gezogen um auch endlich mal so ein paar Stahlwolle fotos zu machen. Als wir dann am ort des Geschehens angekommen waren gab es dann das Problem das sich die Stahlwolle nicht entzünden lies. wir sind dann unverichteter Dinge wieder nach hause gefahren und wissen leider nicht warum es nicht gebrannt hat. Auf der verpackung der Stahlwolle stand extra Fein, denke nicht das es an der feinheit der Wolle gelegen hat. aber warum brennt sie nicht. Sobald wir das Feuerzeug weg genommen haben, ging die Wolle wieder aus. Wäre cool wenn mir da jemand weiter helfen könnte. vielen Dank.
Hallo, es gibt der Stahlwolle unterschiedliche Qualitäten (eigentlich dient die ja zum Schleifen bei Lackierarbeiten).
Umso feiner umso besser & schneller brennt diese.
https://de.wikipedia.org/wiki/Stahlwolle
PS: Wasser zum Löschen nicht vergessen!