So erschaffst Du eine Geisterspiegelung – kreative Fotografie mit einfachen Mitteln
Bei dieser Fototechnik kreieren wir durch die Kombination mehrere Bilder an einer Pfütze eine faszinierende, optische Täuschung, die wie das Tor zu einer “Parallelwelt” wirkt. Ich Zeige Dir, wie ich das nachfolgende Bild fotografiert habe.
Dieser Artikel ist Teil meiner Sammlung kreativer Fotoideen. Schau mal rein und lass dich inspirieren!
Inhaltsverzeichnis
I. Vorbereitungen und Ausrüstung
Es geht los!
Schnapp Dir einen Freund und geht das Projekt zusammen an. Zu zweit macht es nicht nur mehr Spaß, ihr werdet euch auch beim Fotografieren leichter tun, da eine Person Modell steht und die andere die Kamera einstellt und Perspektive wählt. Wenn Du ein Selbstporträt machen möchtest, benötigst Du zusätzlich einen Fernauslöser oder nutzt die Fernsteuerung der Kamera über eine App am Smartphone (z.B. Imaging Edge für Sony).
Damit die Perspektive in allen Bildern identisch ist, solltest Du ein unbedingt ein Stativ verwenden.
Selbstverständlich benötigst Du auch eine größere Wasserpfütze. Begib Dich also nach einem Regenschauer auf die Suche nach passenden Wasserflächen, in denen Du eine Spiegelung einfangen kannst.
Um neben der Spiegelung noch etwas von der Umgebung einfangen zu können, solltest Du ein Weitwinkelobjektiv verwenden. Bei längeren Brennweiten benötigst Du eine größere Wasserfläche und musst mit der Perspektive experimentieren, damit alles ins Bild passt. Ein Tipp: Je näher die Kamera an der Pfütze ist, desto leichter bekommst Du die Spiegelung ins Bild.
Wichtig ist außerdem, dass der Himmel über der Pfütze sichtbar ist. Dadurch entsteht ein starker Kontrast zwischen der dunklen Spiegelung und dem hellen Himmel. Eine Pfütze unter Bäumen oder zwischen Gebäuden eignet sich für diese Technik also weniger.
II. Fotografische Umsetzung
Wichtig ist, dass die Belichtung von Bild zu Bild gleichbleibt, damit sie sich einfach kombinieren lassen. Fotografiere deshalb im manuellen Modus und bestimme die Blende, die Belichtungszeit und den ISO bevor die Aufnahmen beginnen. Setze den Fokus auf die Schuhe, da sie der optische Anker sind.
Die Wahl der Perspektive ist das A und O!
Positioniere zuerst das Stativ und die Kamera am Rand der Pfütze. Wähle den Bildausschnitt so, dass mindestens zwei Drittel des Bildes von der Spiegelung der Pfütze gefüllt ist und das restliche Drittel den Rand der Pfütze und die Umgebung zeigt. Die nachfolgende Skizze und das “Behind the Scenes”-Foto zeigt den Aufbau der Kamera.
Jetzt fotografieren wir zwei Aufnahmen:
- Person steht mit Schuhen am Rand der Pfütze
- Die ausgezogenen Schuhe stehen alleine am Rand der Pfütze
Wenn Du mit einem Modell unterwegs bist, wird das erste Foto deutlich einfacher: Positioniere die Person so vor die Pfütze, dass sich deren Spiegelung komplett im Bildausschnitt befindet und knapp die Schuhe zu sehen sind.
Falls Du alleine bist, musst Du dich selbst an die Pfütze stellen und mehrere Testaufnahmen machen. Justiere den Winkel der Kamera solange, bis der Bildausschnitt perfekt über der Spiegelung mitsamt den Schuhen liegt.
Nachdem das erste Foto im Kasten ist, geht es nahtlos mit dem zweiten weiter. Verändere die Position deiner Schuhe nicht und schlüpfe vorsichtig aus Ihnen heraus. Die Schuhe dürfen sich gegenüber dem ersten Bild nicht verändern, sonst gibt es später Probleme bei der Kombination beider Bilder!
Kameraeinstellungen
- Kameramodus: Manueller Modus
- Fokus: Manueller Fokus auf den Schuhen
- Blende: F4.0 – F8.0, um Pfütze und Spiegelung scharf zu bekommen
- Belichtungszeit: Über 1/80 Sek., um Bewegungsunschärfe zu vermeiden
- ISO: Nach verfügbarem Licht
III. Nachbearbeitung
Die “Magie” findet wieder in der Bildbearbeitung statt.
Nimm zuerst eine Grundentwickung vor und synchronisiere die Anpassungen danach mit dem zweiten Foto. Dann öffne beide Bilder direkt als Ebenen übereinander in einem Dokument. Das Bild allein mit den Schuhen befindet sich oben, das Bild mit der Person unten.
Richte nun die Bilder aus, damit sie deckungsgleich übereinander liegen. Wähle beide Ebenen aus und gehe auf Bearbeiten > Bilder automatisch ausrichten … > auto.
Jetzt beginnt die Maskierungsarbeit:
- Erstelle zur oberen Ebene eine Maske.
- Nimm einen schwarzen Pinsel und bemale die Maske im Bereich der Pfütze, um die Spiegelung der Person wieder einzublenden. Maskiere ruhig großzügig den Bereich um die Spiegelung. Falls die Belichtung nicht komplett identisch ist und eine sichtbare Kante entsteht, werden wir diese im nächsten Schritt unsichtbar machen.
- Nimm einen Pinsel (Deckkraft 100 %, Härte 0 %, Fluss 10 %) und bearbeite langsam den Randbereich der Maske, um einen fließenden Verlauf zwischen den beiden Bildern zu bearbeiten. Wechsle dabei ruhig mehrfach zwischen der weißen und schwarzen Farbe, bis der Verlauf nicht mehr sichtbar ist.
In der weiteren Bearbeitung holen wir das Beste aus unserer Fotomontage heraus. Ein paar Bearbeitungsschritte lohnen sich besonders:
- Verwende einen lokalen Bearbeitungspinsel und verstärke den Kontrast in der Spiegelung zwischen dem dunklen Schatten und dem hellen Himmel. Erhöhe dazu die Lichter und den Weißwert und senke gleichzeitig die Tiefen und den Schwarzwert.
- Eine dunkle Vignette lenkt den Blick von den uninteressanten Rändern der Pfütze auf die Spiegelung in der Bildmitte.
- Mit einem weiteren Bearbeitungspinsel kannst du Klarheit des Asphalts verstärken, um die Steinstruktur und Farben hervorzuheben.
- Mit dem Kopierstempel kannst Du mit wenigen Klicks Schmutz und Dreck von den Schuhen entfernen – deutlich einfacher als mit Schwamm und Seife! 🙂
Weitere Tipps
- Die Illusion wirkt noch realer, wenn sich das Wasser nicht bewegt, damit eine klare Spiegelung entsteht.
- Der Winkel der Kamera zur Pfütze darf nicht zu spitz sein, da die Spiegelung sonst zu stark gestaucht wird.
- Verwende Schuhe, die man einfach ausziehen kann. Meine Schnürschuhe musste ihr mehrfach umständlich auf- und zuschnüren, bis ich alles im Kasten hatte. 😉
Drei weitere Bilderreihen
Gefällt Dir die Geisterspiegelung?
Ich hab die Idee zwar nicht erfunden, aber ich finde dieser Bilder einfach immer wieder genial!
Die starken Kontraste und die Farben der Steine in Kombination mit dem blauen Himmel erschaffen ein rundum spannendes Foto.
Ich hoffe ich konnte Dich wieder ein bisschen inspirieren und du versuchst dich selbst mal an einer „Geisterspiegelung“.
Aber eine Empfehlung habe ich noch: Werde kreativ bei deinen Posen! In meinen Bildern hätte ich sicher eine dramatischere Pose einnehmen können. 😉
Hau rein und mach starke Fotos!
Dein Eike
[thrive_leads id=’8249′]
6 Comments
. . . klasse! Toll & verständlich erklärt und bebildert . . .
Dankeschön! Freut mich, wenn die Idee gut ankommt 🙂
LG
Eike
Hallo Eike,
wieder mal eine richtig coole Idee. Danke sehr!
Du hattest die umständliche Schuhschnürung angesprochen: Hast du auch probiert wie es aussieht, wenn die Schnürung bei den Schuhen ohne Person einfach offen bleibt? Sähe dann so aus, als ob die Person gerade eben entschwunden wäre 😉 Könnte ich mir jedenfalls auch gut vorstellen.
Hallo Constanze,
danke für dein Feedback!
Deine Idee mit den offenen Schnürsenkeln finde ich super! Müsste ich auf jeden Fall einmal ausprobieren. 😀
Liebe Grüße
Eike
Coole Idee, magst Du verraten, mit welcher Bildbearbeitungssoftware hier gearbeitet wurde?
Gruß
Christian
Das ist mal ein tolles Bild 🙂 Geisterspiegelung trifft wirklich zu dieser Fotografie. Tolle Idee.
Lg Tilda