Zuhause Fotografieren – vier geniale Fotoideen für die Wohnung
Hi zusammen! Ich bin Alex. Meinen Namen kennst du vielleicht schon aus anderen Artikeln: Ich bin der, der öfter mal zusammen mit Eike loszieht und Fotoideen umsetzt. Zusammen haben wir schon Stahlwolle brennen lassen und Spiegel zertrümmert.
Zur Zeit ist das aufgrund von „social distancing“ leider nicht möglich. Doch genau aus diesem Grund schreibe ich diesen Gastartikel über das Thema „Zuhause Fotografieren„. Ich präsentiere Dir vier Ideen, die du zuhause problemlos umsetzen kannst. Jeder hat andere Dinge zuhause und die Wohnung oder das Zimmer sieht auch nicht bei jedem gleich aus. Du solltest die Ideen hier also nicht als Rezepte sehen, sondern eher als Denkanstöße.
Im Folgenden zeige ich dir meine konkreten Umsetzungen als Beispiele und ich erkläre dir, wie ich zu den Endergebnissen gekommen bin.
Dieser Artikel ist Teil meiner Sammlung kreativer Fotoideen. Schau mal rein und lass dich inspirieren!
Inhaltsverzeichnis
I. Zuhause Fotografieren – Setze deine Lieblingsgegenstände in Szene
Fangen wir mit der Produktfotografie an. Nun fragst du dich vielleicht zurecht: „Produktfotografie? Echt jetzt? Ist nichts Neues.“ Richtig! Doch sie bietet dir eine tolle Möglichkeit, zuhause kreativ zu werden. Wenn dir also auf Anhieb nicht viel einfällt, probier es zunächst mal mit Produktfotografie.
Such dir einen interessanten oder besonders schönen Gegenstand aus – ein Buch, ein Messer, deine Lieblingstasse oder eine schön geformte Glasflasche – und setze diesen in Szene. Das bedeutet, dass du den Gegenstand deiner Wahl nicht einfach nur vor einem einfarbigen Hintergrund ablichtest, sondern in einen passenden Kontext setzt.
Im folgenden Beispiel habe ich mich für eine Tasse der Whiskymarke Talisker entschieden:
Wie du siehst, steht zwar die Tasse im Fokus, für den Hintergrund habe ich aber die passende Flasche und Verpackung gewählt.
Als kleines Detail habe ich den Korken der Flasche vor der Tasse platziert und den Untergrund mit Wasser begossen. Passt zum maritimen Thema der Marke, genauso wie der etwas kühlere Farblook.
Passend zum Stil der Tasse habe ich einen etwas abgenutzten, rustikaleren Untergrund gewählt. Wichtig ist nun noch der Vordergrund: Diesen solltest du in den meisten Fällen nicht einfach leer lassen, da ein paar Objekte – wenn auch nur unscharf – vor dem Hauptmotiv das Bild oft spannender machen.
In diesem Fall habe ich mich für eine weitere Whisky- und eine Ginflasche entschieden, die farblich wunderbar miteinander kontrastieren. Zusätzlich habe ich noch einen noch einen glänzenden Gegenstand ganz nahe vor die Linse gehalten (unterer Bildrand).
Um dem Bild etwas mehr Dynamik zu verleihen, habe ich von außerhalb des Bildes etwas Whisky in die Tasse gegossen. Die ganze Szene habe ich noch mit ein paar Kerzen ausgeschmückt, die man nicht sieht, die aber für schöne Lichtdetails sorgen. Die Hauptlichtquelle war allerdings mein Blitz kombiniert mit einem Durchlichtschirm. Das ganze Setup siehst du in den folgenden Behind-the-Scenes-Bildern:
Der Rest ist in Photoshop passiert. Ich wollte keinen komplett unscharfen Hintergrund, aber dafür einen sehr unscharfen Vordergrund. Deshalb habe ich eine Aufnahme mit geschlossener Blende (f/8) und eine mit offener Blende (f/3.2) gemacht. Die beiden Aufnahmen habe ich dann in Photoshop als Ebenen geöffnet und nur den unscharfen Vordergrund in das Bild mit der größeren Tiefenschärfe „hineingemalt“.
II. Spannende Porträtideen fürs zuhause Fotografieren
Kommen wir zum nächsten Projekt: Portraits. Auch hier besteht die Herausforderung darin, dass du nur deine Wohnung als Kulisse benutzen kannst.
Aber keine Sorge, damit lässt sich auch so einiges anstellen. Ausgangspunkt für Portraits zuhause können alltägliche Szenen sein, die du dann aber durch gut gewählte „Props“ (Gegenstände) und vor allem durch geschickte Lichtsetzung aufpeppst.
Hier ein Beispiel: Typische Alltagssituation – man sitzt am Schreibtisch und liest etwas für eine Hausarbeit. Die Blume, die Kerze und das Glas Wein werten diese Szene optisch auf. Spannend wird das Ganze durch einen interessanten Vordergrund. Hierzu habe ich Bücher gestapelt und die Portraits durch ein großzügiges Loch im Stapel aufgenommen.
Der Lichtschein, der auf die Bücher fällt, kommt von einer kleinen Lampe, die – auf dem Foto nicht zu sehen – hinter dem Stapel platziert wurde. Ein Blitz mit Durchlichtschirm hat die ganz Szene von hinten zusätzlich aufgehellt und sorgt außerdem für den kühlen Farbton der Wand im Hintergrund. Dadurch entsteht ein Kontrast zum warmen Licht, das mein Model umgibt.
III. Lass’ Gegenstände schweben mit Levitation-Photography
Nun zur dritten Idee. Levitation-Photography ist dir wahrscheinlich auch schon ein Begriff, denn Eike hat bereits einen Artikel zu diesem Thema veröffentlicht. Auf vielen Bildern dieser Art schweben allerdings Menschen. Solche Fotos leben vor allem auch von einer coolen Umgebung.
Das könnte zuhause etwas schwierig werden. Hier gibt es allerdings genügend interessante Dinge, die du schweben lassen kannst, zum Beispiel Bücher, eine Armbanduhr, Besteck, Obst… Du siehst schon, die Möglichkeiten sind vielfältig. Auch hier kommt es wieder auf einen ansprechenden Hintergrund an.
Im folgenden Beispiel habe ich ein Buch über meinem Schreibtisch schweben lassen.
Damit daraus aber ein stimmungsvolles Gesamtbild entsteht, habe ich etwa eine Stunde lang meinen Schreibtisch geschmückt. Einige Bücherstapel bilden den Hintergrund. So sieht es nicht so aus, als würde da ein Buch völlig aus dem Kontext herausgerissen durch meine Bude fliegen.
Warmes Licht sorgt für eine gemütliche Atmosphäre. Der Whisky und die Taschenuhr sowie das Schreibzeug vermitteln den Eindruck, dass es sich hier um den Schreibtisch eines Schriftstellers mit einem Sinn für klassische Genüsse handeln könnte.
Wie du merkst, kann es nicht schaden, eine Art Geschichte als Grundlage für ein Bild zu haben.
Wie habe ich das Foto letztendlich aufgenommen? Ist es ein Foto oder war hier Photoshop im Spiel? Nein, Photoshop war nicht im Spiel!
Nachdem der Hintergrund aufgebaut und alles zurechtgerückt war, habe ich meine Kamera und meine schönste Hamlet-Ausgabe gezückt. Die Kamera habe ich auf Serienaufnahme gestellt (in meinem Fall 11 Bilder/Sekunde). Du kannst dir wahrscheinlich denken, was jetzt folgt.
Genau!
Ich habe das Buch immer wieder mit der einen Hand vor die Kamera gehalten und während ich mit der anderen den Auslöser gedrückt hielt, fallen lassen. Bis ich einige Ergebnisse im Kasten hatte, die mir gefielen, waren ganz schön viele Durchgänge nötig. Danach konnte ich erst einmal 500 Fotos wieder löschen, aber ich finde der Aufwand hat sich gelohnt.
Du solltet bei solchen Fotos darauf achten, dass deine Kamera im Serienbildmodus aufnimmt und du eine möglichst kurze Verschlusszeit wählst (mind. 1/800 Sek.). Scheue nicht davor zurück, den ISO-Wert dafür etwas höher einzustellen, die meisten aktuellen Kameras liefern auch mit ISO 1600 noch gute Ergebnisse.
Bei der Erstellung des folgenden Levitation-Bildes bin ich um die Verwendung von Photoshop allerdings nicht herumgekommen.
Um zu diesem Ergebnis zu kommen, war wieder einiges an Vorbereitung nötig.
Zunächst habe ich meinen Küchenbereich etwas aufgeräumt und störende Objekte zur Seite gelegt. Dann habe ich die verschiedenen Props – Lampe, Obstschale, Blumen, Holzbox und Kaffeebohnen – auf dem Tisch angeordnet.
Die Kamera stand dabei schon auf dem Stativ bereit und war aufnahmebereit eingestellt, sodass ich den Bildaufbau überprüfen konnte. Kleiner Tipp am Rande: Die Live-View-Übertragung auf mein Smartphone ersparte mir den ständigen Weg vom Tisch zur Kamera und zurück.
Anschließend habe ich die Objekte, die schweben sollten mit Geschenkpapier versehen und für etwas zusätzliche Sicherheit auf dem Boden gesorgt (meinen ursprünglichen Gedanken, die Gegenstände tatsächlich hochzuwerfen habe ich schnell wieder verworfen).
Nach all diesen Vorbereitungen und Sicherheitsvorkehrungen konnten wir endlich mit den Aufnahmen beginnen.
Für das erste Bild – sozusagen die Grundlage – stand ich in der Bildmitte und hielt den Kaffeefilter. Anschließend habe ich die anderen Objekte nach und nach ins Bild gehalten und meine treue Assistentin Léna hat pro Gegenstand ein Bild aufgenommen.
Wir haben uns vorher schon überlegt wo die verschiedenen Dinge schweben soll und haben die Stellen mit kleinen Klebeecken im Bildhintergrund markiert. Bei der Aufnahme mussten wir dann darauf achten, dass die Gegenstände genau vor der jeweiligen Markierung schweben.
Nachdem alle Bilder im Kasten waren, habe ich sie in Photoshop als Ebenen übereinander gelegt. Dabei diente das Bild, in dem ich den Kaffeefilter halte als Hintergrundebene, die anderen lagen darüber.
Jede der darüberliegenden Ebenen habe ich mit einer Maske versehen, die ich schwarz gefüllt habe (was in einer Maske schwarz ist, ist nicht zu sehen). Dann habe ich nur an den Stellen, an denen die Gegenstände schweben die Maske weiß bemalt, die Gegenstände also sichtbar gemacht.
Das ist Feinarbeit, hier ist also etwas Geduld und Ausdauer gefragt. Nachdem alle Gegenstände eingefügt waren, habe ich dem Bild noch einen stimmigen Farblook verpasst – und fertig war der Küchenzauber.
IV. Verblüffe deine Freunde mit einem Mehrszenenpanorama
Gleich mal vorweg: Wenn dir eine bessere Bezeichnung für diese Art von Bild einfällt, schreib sie gerne in die Kommentare. Ich habe es nach dem benannt, was es ist, nämlich ein Panorama, das mehrere Alltagsszenen gleichzeitig darstellt.
Ein Panorama ist hier nicht zwingend nötig. Du kannst dich entweder auf einen kleineren Teil deiner Wohnung beschränken, oder du benutzt ein Weitwinkelobjektiv und bekommst so deutlich mehr auf ein Bild.
Wenn du aber wie ich ein Panorama erstellen willst, ist ein Stativ sehr hilfreich. Achte darauf, dass deine Kamera in der Waage ist, dadurch kann das Panorama später einfacher zusammengefügt werden.
Die einzelnen Bilder sollten sich immer etwa zu einem Drittel überschneiden, damit die Bildbearbeitungssoftware Anknüpfungspunkte findet. Deshalb solltest du Personen nicht zu nahe an den Bildrändern platzieren. Ich empfehle dir außerdem eine Belichtungseinstellung beizubehalten.
Für die einzelnen Bilder habe ich folgende Einstellungen verwendet:
- Brennweite: 18mm
- Blende: f/8
- Verschlusszeit: 1/60 Sek.
- ISO: 640
Der Rest ist deiner Kreativität überlassen. Überlege dir welche Szenen du darstellen willst oder ob es vielleicht nur eine Szene sein soll, in der du dafür aber fünf Mal zu sehen bist. Unterschiedliche Outfits werten das Ganze auf und schaffen einen zusätzlichen Wow-Effekt.
Hast du alle Einzelbilder aufgenommen, musst du sie nun nur noch von einer Software zu einem Panorama zusammenfügen lassen.
Falls du, wie ich, Lightroom benutzt, geht das wie folgt:
- Wähle in der Bibliothek die Einzelbilder aus, die du für das Panorama verwenden willst
- Rechtsklicke die Auswahl
- Gehe auf „Zusammenfügen von Fotos“
- Anschließend auf „Panorama“
- Im Dialogfenster, das sich nun öffnet, kannst du dir eine Panorama-Form aussuchen – kugelförmig, zylindrisch oder perspektivisch. Schaue dir in der Vorschau an, was dir am besten gefällt.
- Setze noch einen Haken bei „Automatisch freistellen“
- Klicke dann auf „Zusammenfügen“
Fertig ist dein Panorama. Es kann sein, dass du kleinere Ungereimtheiten im Bild findest, diese solltest du aber mit dem Kopierstempel in Photoshop einfach korrigieren können.
Zuhause Fotografieren – jetzt bist du dran!
Da war es erstmal an Input. Jetzt bist du dran!
Ich hoffe, ich konnte dir einige Ideen mitgeben, die dich zum Ausprobieren anregen.
Wenn du Ideen aus dem Artikel oder auch deine eigenen umsetzt, poste sie gerne unter #kreativinquarantäne auf Instagram und verlinke Eike oder mich, damit wir die Bilder finden. Weitere Ideen gibt es nach und nach auf meiner Instagram-Seite zu sehen und, wer weiß, vielleicht auch in einem weiteren Gastartikel.
Bis dann!
Mach’s gut, bleib kreativ und vor allem gesund!
Alex
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