5 Dinge, die bei der Reisefotografie zu oft vernachlässigt werden
Inhaltsverzeichnis
1. Gehe respektvoll mit den Mitmenschen und der Natur um
Es gibt wenige Dinge die mich wirklich wütend machen, aber das Nachfolgende geht gar nicht!
Drauflos knipsen ohne zu fragen
Immer wieder sehe ich Urlauber ihre Kamera oder Smartphone zücken und es in das Gesicht eines Einwohners zu halten. Dabei soll die tolle Kultur eingefangen werden udn wie „anders“ die Menschen hier doch aussehen. Nach dem Einverständnis wird dabei natürlich nicht gefragt, warum auch? Die Person wird ja sicherlich gerne in Instagram auftauchen und sollte er damit nicht einverstanden sein, dann soll er sich mal schön einen internationalen Anwalt nehmen um sein Recht einklagen!
Ja, das Risiko Probleme zu bekommen ist verdammt gering: In manchen Regionen gibt es nicht mal Internet und in der heutigen Bilderflut genau auf das eigene Protrait zu kommen liegt wohl im Wahrscheinlichkeitsbereich eines Lotto-Gewinns.
Trotzdem sollte sich jeder dem Motto „Was du nicht willst was man dir tut, das füg auch keinen anderen zu!“. Wärst du begeistert, wenn du jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit durch ein Blitzlichtgewitter von eienr Horde Asiaten laufen müsstest, wohlwissend, dass die Bilder in zwei Sekunden im Netz landen?
Menschen in fremden Ländern sind kein fotografisches Freiwild!
Nach einem Deuten auf die Kamera antwortete der Fischermann mir mit einem Nicken, dass er mit einem Foto einverstanden ist.
Schnitzereien von Namen und Herzen in Bäume und Pflanzen
Wie oft sehe ich Teenies ihre Initialien in Bäume, Pflanzen und Kakteen ritzen, um ein „cooles“ Selfie davor zu machen? Stell Dir nur mal vor, wenn jeder so handeln würde – es würde kein Grashalm mehr an beliebten Sehenswürdigkeiten stehen! Letzten Endes leiden alle darunter: Die Natur wird zerstört, Wanderwege und Attraktionen werden für die Öffentlichkeit geschlossen und nachfolgende Reisende werden viele Erfahrungen niemals machen können.
Die Kultur und Bräuche werden nicht geachtet
Komplizierter wird es bei kulturellen Bräuchen. Gerade im Bezug auf den Glauben sollte man besonders achtsam sein.
In vielen Tempelanlagen und Kirchen ist das Fotografieren strikt verboten. Leider wird dies nicht überall ausreichend gekennzeichnet. Nach einer wütenden Aufforderung eines Tempelwächters – mein soeben geschossenes Foto wieder zu löschen – bin ich heute besonders vorsichtig. Auch wenn man die Landessprache nicht spricht, ein kurzes Deuten auf die eigene Kamera kann jedem abverlangt werden. Der Wächter wird dir durch seine Gestik zeigen, ob das Fotografieren erlaubt ist.
Neben dem Fotografieren führen auch bestimmte Kleidungsvorschriften in Tempelanlagen immer wieder zu Konflikten.
Die oben angesprochenen Probleme haben eines gemeinsam: Sie resultieren aus fehlenden Respekt gegenüber der Natur und unseren Mitmenschen. Dabei hilft es, sich in die Situationen hineinzufühlen: Unbekannte verwüsten den eigenen Garten oder veröffentlichen ungefragt persönliche Bilder.
2. Lass die Kamera öfters mal zuhause und fotografiere „geplant“ zu den besten Zeiten
So eine Empfehlung aus meinem Mund? Blasphemie! Normalerweise predige ich gerne, die Kamera immer dabei zu haben, um kein Motiv zu verpassen.
Fotografieren kann aber auch in Stress ausarten. Wenn du dich im Urlaub befindest ist plötzlich alles neu und aufregend. Selbst der Busch am Straßenrand ist für dich ein tolles Fotomotiv – anfangs! Nach einiger Zeit gewöhnst du dich an deine neue Umwelt und hast einen klareren Blick für interessante Motive.
Mach es doch mal anders: Lass die Kamera zuhause, unternimm etwas mit deinen Begleitern und erkunde den Reiseort. Dir werden ein paar tolle Fotomotive auffallen. Merk dir diese Orte und komme später zurück, wenn das Licht zum Fotografieren perfekt ist!
Im goldenen Sonnenuntergang entsteht eine völlig andere Stimmung, deine Bilder werden deutlich besser. Erkundige dich mit Apps wie Sunsurveyer oder Photopills über die Sonnenauf- und Sonnenuntergangszeiten. Die richtige Tageszeit und die Verwendung von den Apps habe ich genauer im Artikel über Städtefotografie beschrieben.
Ein kleines Beispiel aus unseren drei Tagen in El Salvador: Ich habe den ganzen Tag meine komplette Kameraausrüstung mitgeschleppt. Es sind auch einige Fotos entstnaden, aber besonders waren sie nicht. Am Abend waren wir wieder am Strand und konnten einen wahnsinns Sonnenuntergang genießen. Alle Bilder die ich tagsüber vom Strand gemacht habe sehen dagegen stimmungslos und langweilig aus. Darauf habe ich mir die anderen Tage einen Wecker auf 5:30 Uhr gestellt, um den Sonnenaufgang zu fotografieren… und ich wurde nicht enttäuscht!
So behältst du den Spaß an der Fotografie im Urlaub:
- Urlaub ist Entspannungsszeit! Fotografie soll nicht in Stress ausarten. Du musst nicht in jeder Situation eine Kamera dabei haben.
- Knipse nicht jedes Motiv mit allen verschiedenen Brennweiten und wechsle wie ein Verrückter Objektive. Denk nach: Welches Objektiv unterstützt die Bildaussage deines Motivs?
- Morgens und abends ist das Licht am schönsten für Landschaftsaufnahmen.
- Es lohnt sich, den gleichen Ort mehrfach im Sonnenaufgang / – untergang anzuschauen, da jeder Sonnenuntergang anders wirkt und unterschiedliche Wolken den Himmel in anderen Farben erstrahlen lassen.
3. Pack die Ausrüstung nach deiner Reise
Die Einleitung hat es schon angekündigt: Wenn dein Rücken streikt, die Füße Schmerzen und dich dein Fotorucksack in die Knie zwingt ist die Sache klar: Du hast beim Packen maßlos übertrieben!
Bevor du alle Objektvie in deinen Fotorucksack schmeißt, mach dir zunächst klar wie dein Urlaub ablaufen wird und welche Ausrüstung du wirklich brauchst.
- Bist du mit dem Rucksack ununterbrochen unterwegs und hupfst von einer Insel zur nächsten? Nimm lieber eine Kompaktkamera als die schwere DSLR mit. Oder vielleicht reicht sogar die Handykamera?
- Hast du zu viele Objektive im ähnlichen Brennweitenbereich dabei? Entscheide dich zum Beispiel zwischen dem 30mm und dem 50mm Objektiv, so groß ist der Unterschied in der Bildwirkung auch nicht.
- Brauchst du wirklich immer ein Stativ im Rucksack? Für wenige Langzeitaufnahmen reicht oft ein GorillaPod aus oder ein Abstützen auf einer Erhöhung.
- Musst du wirklich einen Systemblitz dabei haben? Wie oft wirst du ihn benutzen vielleicht 2-3 Mal im vierwöchigen Urlaub? Überlege genau, ob es dir das wert ist.
Wenn du auf nichts verzichten möchtest, dann schaff dir zumindest einen komfortablen Rucksack mit Hüftgurt an. Während mein Slingshot Edge* für Städtereisen optimal ist, hat er mir beim täglichen Tragen über mehrere Tage ziemliche Schmerzen bereitet. Du wirst es nicht glauben, wie schnell die Kamera im Hotel liegen bleibt, wenn dein Rucksack nicht für das Gewicht ausgelegt ist. 😉
Ich habe mir deshalb den Protactic 350 AW* geholt, der zwei geposlterte Gurte und einen Huftgurt besitzt. Für noch schwereres Gepäck gibt es auch Foto-Trolleys*, die du ziehen kannst.
Übrigens hat meine Datensicherung im Urlaub wunderbar geklappt! Jeden Abend habe ich über meine WLAN-Sicherung die Bilder auf einen großen USB-Stick gezogen. Wenn du wissen willst mit was ich das gemacht habe, schau doch mal bei meinen Artikel über Reisevorbereitungen vorbei.
4. Je schwerer das Foto, desto besser
Es ist nicht gerade ein Geheimnis, aber wenn du schöne Reisefotos machen möchtest, musst du deinen Ar*** hochbekommen. 😉
Jan Erik Waider fotografiert vor allem die nordischen Landschaften wie Skandinavien, Island oder Grönland. Durch seine Landschaftsaufnahmen hat er mittlerweile einen stattlichen Zuverdienst, da sie regelmäßig durch nahmhafte Firmen lizensiert werden. Als sein Erfolgsrezept nennt er die „Extrameile“, die er für seine Fotos geht. Gerade Fotos von unbekannten Orten aus dem Hinterland sind die beliebtesten Fotos. Die klassischen Sehenswürdigkeiten lässt er dabei oft aus.
Getreu meinem Top 9 aus den „schlimmsten Anfängerfehlern in der Fotografie“ entstehen die besten Fotos nicht auf der Wohnzimmercouch. Unterhalb siehst du Fotos vom Vulkan Acetenango in Guatemala.
Der Aufstieg von 1800 Meter auf knapp 4000 Meter mit Übernachtung im Zelt wurde mit einer phantastischen Aussicht belohnt. Die Höhe und die Temperatur um den Gefrierpunkt hat mir sehr zu schaffen gemacht – im Schlafsack habe ich keine Minute die Augen geschlossen. Aber die entstanden Bilder erinnern mich an den tollen Ausflug und lassen alle Strapazen vergessen.
Diese Abenteuerlust zieht sich durch jede meiner Backpacking-Reisen. Durch eine gute Vorbereitung, Tipps von Einheimischen und den Informationen eines guten Reiseführers kann man eine Menge erleben. Ein zweiwöchiger Strandurlaub wäre mir viel zu langweilig … und fotografisch anspruchslos.
Wenn man immer den leichtesten Weg geht, kommen am Ende immer die gleichen Bilder von den gleichen Motiven aus der gleichen Perspektive dabei raus. Diese Bilder gibt’s auch schon zuhauf im Netz, dafür hättest du nicht unterwegs sein müssen. 😉
5. Erstelle ein Fotobuch über deine Reise
Wollen wir, dass unsere tollen Bilder als Nullen und Einsen im digitalen Nirvana verschwinden? NEIN!
Dann müssen wir uns aber auch die Zeit nehmen, ein Fotobuch zu erstellen und die Bilder Realität werden zu lassen.
Und ja, ich muss selbst beichten: Das Fotobuch meiner Vietnamreise vom letzten Jahr wartet immer noch darauf, endlich zusammengestellt und gedruckt zu werden. Erst wenn die Bilder auf hochwertigen Papier gedruckt werden, entfalten sie ihre volle Kraft und Wirkung. Beim Betrachten fühlen wir uns auch Jahrzehnte später in die Situation des Bildes hinein und versinken für einen Moment in der Gedankenwelt.
Halte dir vor Augen: Fünf Jahre nach dem Urlaub wirst du niemals ein Fotobuch erstellen! Nach der Reise ist der richtige Moment, um aus dem Datenbrei etwas Handfestes zu erschaffen.
Ich bestelle seit Jahren von Pixum.de und kann dir den Druckdienst nur empfehlen.
Teile mir deine Erfahrungen mit!
Gibt es für dich auch „No-Gos“ in der Reisefotografie? Hast du dir auch schon den Rücken durch zu viel Fotogepäck kaputt gemacht?
Ich bin gespannt auf deine Antworten, schreib sie in die Kommentare!
Dann bis zum nächsten Artikel, dein Eike! 🙂