Warum die meisten Lightroom Presets nutzlos sind
Wer sich gerne mit der Bildbearbeitung beschäftigt, wird früher oder später auch ein paar Groschen in Lightroom Presets investieren. Nachdem ich mir die Presets von vielen namhaften Fotografen gekauft habe, stellte ich immer wieder den gleichen dummen Fehler fest …
(Im Deutschen werden Presets auch „Vorgaben“ genannt. Sie dienen zur Speicherung von Entwicklungseinstellungen.)
Inhaltsverzeichnis
I. Warum die meisten Lightroom Presets nutzlos sind
Die meisten Presets versprechen uns auf Knopfdruck ein perfekt entwickeltes Bild.
Mit einem Klick wird die Belichtung, der Kontrast, der Weiß- bzw. Schwarz-Wert verändert und die Farben werden angepasst.
Dabei wird völlig missachtet, dass jedes Bild unterschiedlich ist und anders entwickelt werden muss! Es gibt kein „one-size-fits-all“ Preset!
Hier ein Vergleich mit dem dazugehörigen Histogramm:
Das Ausgangsbild ist unterbelichtet und muss deutlich aufgehellt werden.
Nach der Anwendung eines Presets sieht das Bild deutlich besser aus: Die Belichtung ist heller und das Bild wirkt ausgewogener.
Lass uns das gleiche Preset mal auf ein anderes Bild anwenden!
Das nächste Bild hat bereits eine ausgeglichene Belichtung.
Nach der Anwendung des Presets sieht das Ergebnis so aus …
Sieht das gut aus? Eher nicht!
Die Anwendung des gleichen Presets führt zu einer Überbelichtung inklusive Farbstich.
Wie du siehst führt eine integrierte Belichtungsänderung nicht zu einem guten Ergebnis!
Was macht also mehr Sinn?
II. Modulare Presets bzw. ein „Baukastenprinzip“
Bevor du dir also Presets ins Haus holst, die alle Einstellungen durcheinander werfen und du mühevoll alle Regler zurückdrehen darfst, empfehle ich dir modulare Presets!
Der Gedanke dahinter: Wie nach einem Baukastenprinzip holt man sich nur die Anpassungen, die man auch benötigt. So kann man Bilder individueller entwickeln und auf Besonderheiten eingehen!
Ich geh immer in drei Schritten vor, die ich dir im Anschluss noch ausführlicher erkläre:
- Anpassung der Belichtung, Helligkeit und Kontraste
- Wahl des Farblooks (hauptsächlich durch Presets)
- Lokale Anpassungen
Fotos in drei Schritten entwickeln!
Schritt 1: „Automatische“ Grundentwicklung
Zunächst lasse ich mein Preset „Grundentwicklung“ als Importvorgabe anwenden.
Dadurch werden die Objektivkorrekturen angewandt, die chromatische Aberrationen entfernt, eine bisschen nachgeschärft und – das Wichtigste – die Grundeinstellungen von Lightroom automatisch vorgenommen.
Nicht die Nase rümpfen! Lass dir gesagt sein, dass die automatische Entwicklung mittlerweile richtig gut geworden ist!
Die automatischen Anpassungen sind eine gute Ausgangsbasis für weitere Anpassungen…
(Wie du ein Preset automatisch auf den Import anwendest, erfährst du hier: Lightroom Vorgaben erstellen, importieren und verwalten).
Und das ist auch der Grund, warum die meisten Presets nutzlos sind!
Sie enthalten Belichtungseinstellungen und werfen alle Einstellungen durcheinander. Es bleibt ein völlig über- oder unterbelichtetes Bild, das wieder umständlich angepasst werden muss.
Was nützt mir dann das Preset? Wenn es einem nur um die Farben geht, dann hat eine Anpassung der Belichtung nichts in einem Preset zu suchen!
Schritt 2: Anwendung eines Farblooks
Als nächstes wende ich einen Bildlook an und hier machen Presets erst wirklich Sinn!
Einen neuen Bildlook zu entwickeln, kann von Minuten bis Stunden dauern und viele Regler müssen manuell angepasst werden. Damit man nicht in jedem Bild erneut anfängt, die Regler zu drehen, speichert man die Einstellungen in einem Preset ab.
Schritt 3: Lokale Anpassungen
Als Letztes nehme ich lokale Anpassungen vor. Das bedeutet, dass ich nur bestimmte Bildbereiche aufhelle oder abdunkle oder andere Effekte anwende, wie Verlaufsfilter oder Radialfilter.
Bei Porträts bringe ich z.B. mit einem Pinsel noch etwas mehr Licht aufs Modell. Bei Landschaftsaufnahmen wirkt häufig ein Verlaufsfilter gut, der die Lichter senkt und den Dunst entfernt und so die Wolkenstruktur betont.
Diese Anpassung lässt sich natürlich nicht mit einem Preset durchführen.
Fertig ist das Bild!
III. Zusammengefasst:
- Presets mit integrierten Belichtungseinstellungen erzielen selten den gewünschten Effekt, da jedes Bild eine unterschiedliche Belichtung aufweißt
- Die Trennung von Belichtung und Farblook/Bildlook ist sinnvoll, da man Bilder individueller entwickeln kann
- Es gibt kein Preset, das auf jedes Bild perfekt passt
Ich empfehle daher, ein Bild in drei Schritten zu entwickeln:
- Automatische Grundentwicklung als Ausgangsbasis, danach die Belichtung feinjustieren
- Anwendung eines Farblooks (auch mit Preset)
- Lokale Anpassungen
Hier habe ich das ganze nochmal in einer Mindmap zusammengefasst. Öffne zum Speichern das Bild zunächst in voller Größe und wähle bei einem Rechtsklick „Bild speichern unter“.
Wenn du dir auch denkst, dass das obige Konzept Sinn macht, empfehle ich dir mein Preset Paket für Lightroom.
Die Presets wurden so entworfen, dass man mit den obigen drei Schritten perfekte Ergebnisse produzieren kann.
Du erhälst 10 Premium-Presets inklusive einem Import-Preset und eine umfangreiche Präsentation über die Anwendung der Presets
Aber auch wenn du dir die Presets nicht kaufst: Überdenke deine eigenen Vorgaben!
Vielleicht macht es Sinn, deine eigene Preset-Palette nach dem obigen Konzept aufzubauen?
Ich wünsch dir viel Spaß beim tüfteln!
Hau rein und mach starke Fotos!
Dein Eike.
1 Comment
Danke…… wollte mich gerade doch auf Presets einstimmen, wobei ich zuviel Bearbeitung nicht mag. vielleicht werd ich mir die nächsten Tage mehr auf deinen Seiten anschauen. Aber danke für deine ehrlichen Worte.