8 grandiose Vorteile einer Handykamera und die drei größten Nachteile
Ist wirklich immer eine teure Spiegelreflexkamera notwendig? Kann man sich nicht das Geld sparen und mit seinem Handy tolle Fotos machen?
In diesem Artikel erfährst Du die grandiosen Vorteile einer Handykamera und wo sie sich gegenüber einer professionellen Kamera geschlagen geben muss.
Alle Fotos in diesem Artikel wurden mit einem Samsung Galaxy S21 Ultra fotografiert. Das Handy habe ich ganz normal bezahlt und wurde nicht gesponsert. Dieser Artikel soll veranschaulichen, welche Vorteile die Handyfotografie hat.
Inhaltsverzeichnis
Acht Vorteile einer Handykamera
1. Hohe Schärfentiefe
In der Landschaftsfotografie ist eine hohe Schärfentiefe von Vorteil. Eine hohe Schärfentiefe bedeutet, dass sowohl Details im Vordergrund als auch im Hintergrund gleichzeitig scharf abgebildet werden.
Der kleine Handysensor hat hier tatsächlich einen Vorteil gegenüber größeren Kamerasensoren. Je größer der Kamerasensor, desto kleiner ist die Schärfeebene. Umgekehrt kann ein größerer Kamerasensor durch die geringere Schärfentiefe deutlich besser freistellen, also das Motiv durch Unschärfe vom Hintergrund trennen. Hier hat ein großer Kamerasensor die Nase vorn.
Für Landschafts- bzw. Reisefotografie bei hellem Tageslicht eignet sich das Handy aber hervorragend!
2. Immer dabei und in Sekundenschnelle einsatzbereit
Fluch oder Segen? Das Handy ist immer dabei, wenn wir unterwegs sind.
Für die Fotografie ist es sicher ein Segen, denn häufig wird man im Alltag von einer tollen Lichtstimmung oder einem atemberaubenden Sonnenuntergang überrascht. Die „Profikamera“ liegt währenddessen gemütlich im Regal und wartet auf ihren nächsten großen Einsatz…
Aber sind es nicht gerade die spontanen, freudigen Momente, die man gerne in Bildern festhalten möchte?
Deshalb gilt: EIN Foto ist immer besser als KEIN Foto. Mit einer guten Smartphonekamera wirst du mehr Fotografieren!
3. Spare Platz und Gewicht, wenn es darauf ankommt
Das große Stativ, drei Wechselobjektive, Kamerabody, gepolsterter Fotorucksack, Graufilter, Kameragurt …
Du musst nicht jeden Urlaub und jeden Kurztrip einen riesigen Rucksack an Fotoequipment mitnehmen!
Wenn platzsparend und leicht gepackt werden muss, so zum Beispiel auf einer Radreise oder beim Campen, ist das Fotografieren mit einer Handykamera unkompliziert und komfortabel.
Da moderne Smartphones mehrere Kameralinsen verbaut haben, hast du immer einen ganzen Schwung Wechselobjektive in deiner Hosentasche. Mein Smartphone hat zum Beispiel vier Linsen verbaut, die eine riesige Bandbreite abdecken. Für ein paar Schnappschüsse spare ich mir so häufige Objektivwechsel und kann innerhalb eines Wimpernschlages von einem Weitwinkelobjektiv auf ein Teleobjektiv wechseln.
4. Praktischer Spitzwasserschutz
Die meisten Hobbyfotografen setzen im Regen keinen Fuß vor die Türe , denn ein Spritzwasserschutz ist häufig nur Profikameras und teuren Objektiven vorbehalten. Das ist echt schade, denn gerade im Regen kannst du spannende Fotos machen!
Moderne Handys sind hier schon weiter, sie sind in der Regel spritzwassergeschützt und daher auch ohne große Probleme im Regen nutzbar.
Du kannst deine Handykamera sogar einsetzen, um kurze Videos und Fotos im Wasser zu machen (auf eigenes Risiko! 😉). Du kannst zum Beispiel ein Foto machen, bei dem der untere Bildbereich in eine Pfütze ragt und der obere Bereich über die Wasseroberfläche hinwegfotografiert.
Google doch mal, ob und bis zu welcher Wassertiefe dein Smartphone wassergeschützt ist!
Ich würde Dir aber trotz allem nicht empfehlen, das Handy länger mit in den Pool zu nehmen – erst recht nicht bei Chlor- oder Salzwasser.
5. Die froschigste Froschperspektive
Als leidenschaftlicher Pfützenfotograf habe ich diesen Vorteil schätzen gelernt: Da die Handkamera meist sehr nah am Rand vorbaut ist, kannst du knapp über den Boden bzw. Wasser- und Glasoberflächen fotografieren. So kannst Du die Reflektion einer Pfütze perfekt einfangen oder dein Eindruck erzeugen, in eine Miniaturwelt abgetaucht zu sein.
6. Langzeitbelichtungen ohne sperriges Stativ
Auch mit dem Handy kannst Du Langzeitbelichtungen fotografieren!
Öffne einfach Deine Handyapp und suche den „Pro-Modus“. Wenn deine Kamerapp diese Funktion nicht unterstützt, wirst du im Appstore schnell fündig werden.
Der Vorteil dabei: Durch das niedrige Gewicht der Handykamera benötigst du kein schweres Stativ zum Stabilisieren. Ein kleiner GorillaPod mit einer Klemme fürs Smartphone ist in Sekunden einsatzbereit, schnell verstaut und kann auch als Selfiestick missbraucht werden.
7. Schnelles Teilen eines Schnappschusses
Wir Fotografen neigen dazu, unsere geliebten Fotografien ungesehen auf der Festplatte verrotten zu lassen. Das Smartphone spielt dagegen seine voll Stärke beim unkomplizierten, schnellen Präsentieren und Verschicken von Bildern aus.
Bearbeite deine Bilder mit Lightroom Mobile oder anderen Apps direkt am Smartphone, schicke sie zur Erinnerung an Freunde und Verwandte oder lade sie direkt in die Sozialen Netzwerke hoch.
Man darf es sich auch mal einfach machen!
8. Softwareseitige Verbesserungen
Smartphone-Entwickler sind sich bewusst, dass sie technisch nicht an Fotokameras herankommen. Diese technischen Nachteile versuchen sie daher, durch softwareseitige Verbesserungen auszugleichen, um die Bildqualität zu optimieren.
Im Nachtmodus macht das Smartphone zum Beispiel automatisch mehrere Bilder kurz hintereinander mit hohem ISO und verrechnet diese anschließend miteinander, um das ISO-Rauschen zu reduzieren. Diese Technik ist zwar auch in Photoshop möglich, sie ist jedoch viel aufwendiger, benötigt eine weitere Software und Fachwissen.
Ein weiteres Beispiel ist der Filter zum Freistellen des Motivs (Porträt-Modus) – das Motiv ist scharf und der Hintergrund stark verschwommen. Um diesen Effekt optisch zu erzeugen, benötigt man große (teure) Kamerasensoren und lichtstarke Objektive. Die Smartphonekamera kann mit beidem nicht dienen und erzeugt diesen Effekt einfach digital. Es erkennt das Motiv, erstellt eine Tiefenkarte und berechnet für den Hintergrund eine verblüffend echte Unschärfe.
Der Effekt ist natürlich nicht perfekt. Häufig werden Bereiche unscharf dargestellt, die sich eigentlich im Vordergrund befinden und umgekehrt. Die Software wird aber stetig optimiert und es wird nicht mehr lange dauern, bis man optische Unschärfe nicht mehr von berechneter Unschärfe unterscheiden kann.
Nachteile einer Handykamera
Es gibt aber natürlich einige Nachteile, die auch das beste Smartphone nicht ausgleichen kann.
I. Schlechte Haptik, fehlende Knöpfe und begrenzte Einstellungsmöglichkeiten
Fehlende Knöpfe, Kurzwahlen und eine schlechte Griffigkeit machen das Fotografieren mit einem Smartphone auf Dauer umständlich und anstrengend.
Während das Muskelgedächtnis jeden Knopf an der Kamera selbstständig findet, muss beim Smartphone immer der Blick aufs Display wandern. Für einen leidenschaftlichen Fotograf ist die Kamera ein Werkzeug, das Funktionieren und verlässlich sein muss!
Smartphones sind eben nicht nur zum Fotografieren ausgelegt und vermissen wichtige Knöpfe, um schnell Einstellungen vornehmen zu können.
II. Bearbeitungsumfang
Hast Du Spaß an Bildbearbeitung?
Bei der Smartphonefotografie wirst du schneller an die Grenzen der Bildoptimierung stoßen. Neuere Smartphones können zwar RAW-Dateien aufnehmen, die Farbtiefe, der Belichtungsumfang und die Details können aber bei Weitem nicht mit hochwertigen Kameras Schritt halten.
Selbst stark unterbelichtete Bilder meiner Sony Alpha 7 III (Amazon-Affiliate) kann ich so bearbeiten, dass man ihnen den Makel kaum mehr ansieht.
Auch das Beseitigen von Farbstichen oder das selektive Aufhellen bzw. Abdunkeln funktioniert mit den RAW-Dateien der Sony deutlich besser. RAW-Aufnahmen hochwertiger Kameras verzeihen eine Menge Fehler, wenn man weiß, wie sie in der Bildbearbeitung korrigiert werden können.
Dies ist bei Handyaufnahmen nur begrenzt möglich, da der Sensor weniger Lichtinformationen im RAW-Bild abspeichert.
Ein weiteres Qualitätsmerkmal hochwertiger Kameras und vor allem deren Objektive ist die Bildschärfe.
Premiumlinsen sorgen dafür, dass feine Details vom Zentrum bis zu den Rändern abgebildet werden.
Gerade beim großformatigen Druck wirst du einen Qualitätsunterschied zwischen Handy und (Profi-)Kameraaufnahmen feststellen können. Dabei ist die Megapixelzahl gar nicht so entscheidend, manche Handys haben mittlerweile unglaubliche 100 Megapixel!
Wichtig ist, dass das Objektiv in der Lage ist, die vielen Megapixel auch mit feinen Details „zu füllen“. Hier stoßen viele Handyobjektive an ihre technischen Grenzen – die Zahl der Megapixel dient häufig nur dem Marketing.
III. Die Grenzbereiche der Unter- und Überbelichtung
Eine professionelle Kamera spielt ihre Stärken vor allem in den Grenzbereichen aus. Bei fliegenden Vögeln, schnellen Autos oder Wasserspritzern, sind Belichtungszeiten zwischen 1/4000 Sek. bis 1/8000 Sek. vonnöten – hier kommt kein Smartphone mit!
Vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen wird der Unterschied zu Kameras mit großen Sensoren und lichtstarken Objektiven deutlich. Aufnahmen in der Dämmerung mit dem Handy werden regelmäßig verschwommen oder völlig unterbelichtet.
In der Astrofotografie sind beispielsweise lange Belichtungszeiten, lichtstarke Objektive und sensitive Kamerasensoren wichtig. Für diese spezielle Anwendung würde niemand auf die Idee kommen, eine SMartphonekamera zu benutzen.
In diesen Grenzbereichen machen sich unsere teuren Objektive und der Aufpreis zur Vollformatkamera wirklich bezahlt!
Ein paar schnelle Tipps für die Handyfotografie
- Stell in Deiner Kamera-App den „RAW-Modus“ ein und bearbeite Deine Bilder – auch wenn es nur am Handy mit einer App ist.
- Nutze den Vorteil verschiedener Kameralinsen. Verwende die unterschiedlichen Brennweiten, anstatt digital ins Bild hineinzuzoomen.
- Fotografiere bewusst und mach dir auch beim Fotografieren mit dem Handy Gedanken zum Bildaufbau.
- Sei dir den Stärken und Schwächen deiner Handykamera bewusst.
Fazit
Machen wir uns nichts vor, ein professioneller Fotograf wird nie komplett auf eine Smartphonekamera umsteigen. Dieser Artikel soll jedoch zeigen, dass man nicht immer die große Kamera einpacken muss, wenn man ein gutes Smartphone besitzt und ein paar Schnappschüsse auf einer Wanderung oder Reise machen möchte.
Ja, es gibt sogar Bereiche, in denen das Smartphone die teure Profikamera überragt. Für mich ist das vor allem die ständige Verfügbarkeit, das schnelle Teilen von Schnappschüssen und die Platzersparnis im Rucksack.
Damit die Ergebnisse gut werden, musst du dir natürlich auch beim Smartphone mit Köpfchen ans Fotografieren herangehen: Der Automatikmodus und das schnelle Auslösen verleitet zum „kopflosen“ Knipsen. Achte auf einen harmonischen Bildaufbau und schenke deinen Bildern eine Grundbearbeitung!
Und übrigens: Wenn Du dein Smartphone mit deiner „großen“ Kamera kombinierst kannst Du ein paar richtig coole Fotoeffekte erzeugen, so zum Beispiel den „Augmented Reality“-Effekt, einen Bild-im-Bild-Effekt wie im Artikelfoto oder du nutzt das Handydisplay als Reflektionsfläche. Diese und viele weitere spannende Fotoprojekte kannst Du in meinem Buch nachlesen: Kreative Fotoideen In 30+ Fotoprojekten Schritt für Schritt zu beeindruckenden Fotos
Schau doch mal rein!
1 Comment
Ein Smartphone ist meine Immerdabeikamera und kommt nur dann zum Einsatz, wenn ich keine andere Kamera dabei habe .
LG Bernhard