Schluss mit langweiligen Bildern: Praxistipps für die perfekte Bildkomposition
Durch eine spannende Bildkomposition kannst du aus einem guten Bild ein herausragendes Bild machen. In diesem Artikel erfährst du, auf welche Arten du deine Fotos komponieren kannst und wie du deinen Bildaufbau verbessern kannst.
Aber was fließt alles in die Bildkomposition ein? Was verändert die Wirkung des Bildes? Dich erwartet eine Vorstellungen der gängisten Bildkompositionen und Perspektiven mit einer Menge Beispielbildern.
Inhaltsverzeichnis
I. Auf welche Arten kann ich mein Foto komponieren?
1. Drittelregel (bzw. Goldener Schnitt)
Das Bild wird gleichmäßig durch zwei senkrecht und zwei waagrecht verlaufende Linien geteilt. Das Hauptmotiv sollte auf einem Punkt liegen, auf dem sich die Linien kreuzen. Dadurch soll das Bild deutlich spannender wirken. Beim goldenen Schnitt verlaufen die Linien nicht ganz im Drittel, der Bildaufbau ist aber ähnlich wie bei der Drittelregel.
2. Goldene Spirale
Diese Spirale – auch Fibonacci Spirale genannt – folgt einer mathematischen Berechnung und gleicht sich nach innen immer näher an den goldenen Schnitt an. Beim Bildaufbau sollte man darauf achten, dass der Blick im Bild entlang der Spirale gelenkt wird und sich der wichtigste Punkt im Zentrum der Spirale befindet.
3. Symmetrie
Wiederholende Bildelemente wirken auf das Auge besonders ästhetisch. Bewege dich beim Fotografieren ein paar Schritte hin und her, um die perfekte Symmetrie zu finden. Das Drittelraster in der Kamera hilft dir dabei, den richtigen Standort zu finden.
4. Natürlicher Rahmen
Du kannst Hausecken, Bäume oder Äste als natürlichen Rahmen verwenden und so dein Motiv stärker betonen.
5. Diagonale Linien
Besonders viel Dynamik und Spannung kannst du durch diagonal verlaufende Linien erzeugen. Die Linien sollten im Idealfall auf dein Motiv zulaufen und das Auge des Betrachters leiten.
Welche Perspektiven kann ich einnehmen, um meine Bildkomposition zu verändern?
1. Zentralperspektive
Alle Linien führen symmetrisch in die Bildmitte hinein. Halte nach führenden Linien Ausschau und nimm sie ins Zentrum!
2. Froschperspektive
Indem du die Kamera auf Bodenhöhe bringst, erzeugst du eine Perspektive, die man im Alltag nie einnimmt. Mit einem Weitwinkelobjektiv wirkt das Bild besonders dynamisch, da der Boden größer wirkt und Objekte in der Ferne kleiner wirken.
3. Vogelperspektive
Durch die Drohnenfotografie kann mittlerweile jeder Luftaufnahmen machen. Aus der Vogelperspektive erzeugst du eine Wirkung, als würde eine dritte Person auf das Geschehen herabblicken. Aber nicht nur mit einer Drohne kannst du „Luftaufnahmen“ machen – fotografiere doch mal mit einem Teleobjektiv von einem hohen Gebäude.
4. Draufsicht
Bei dieser Perspektive fotografierst du horizontal auf dein Motiv herab. Diese Perspektive wird gerne in der Drohnenfotografie oder bei den sogenannten „flat-lays“ verwendet. Indem du gerade auf die Objekte fotografierst zeichnen sich besonders gut die Umrisse der Motive ab. Unterhalb siehst du ein typisches flat-lay, das ich für meine Seite „Meine Fotoausrüstung“ erstellt habe.
Du kannst die Kompositionsmöglichkeiten und Perspektiven oberhalb natürlich miteinander kombinieren. So kannst du zum Beispiel aus der Froschperspektive fotografieren und dein Motiv gleichzeitig ins Drittel nehmen.
II. Bring Tiefe ins Bild!
Ein zuverlässiger Weg, ein langweiliges Bild zu fotografieren: Alle Objekte in der gleichen Entfernung ohne Tiefe und ohne Dynamik darstellen. Dein Bildaufbau wird deutlich besser, wenn du vor dem Auslösen immer in den drei Ebenen Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund denkst. Im Optimalfall kannst du an allen drei Eben ansetzen, um deinem Bild mehr Spannung zu verleihen.
Der Betrachter des Bildes hat so mehr zu entdecken. Das Auge tastet das Bild Schritt für Schritt ab und man hat das Gefühl, ins Bild hinein gesogen zu werden. So entsteht ein dynamisches Bild, das zum Erkunden einlädt.
Das Problem: Wir sind von unserem Hauptmotiv oft so eingenommen, dass wir nicht darauf achten, was sich davor oder dahinter befindet. Du kannst aber den Vorder- und Hintergrund bewusst gestalten!
Hier hast du einige Denkanstöße, was du verändern kannst, um mehr Tiefe ins Bild zu bekommen:
- Such vor einem schönem Motiv gezielt nach Vordergrund: Blumen, Eisflächen, Pfützen und ähnliches bieten sich wunderbar an.
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Verwende ein Weitwinkelobjektiv*: Damit erscheinen nahe Objekte deutlich größer als Objekte in der Ferne. Das Bild wird dynamischer und es entsteht ein „mittendrin“-Gefühl.
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Öffne die Blende: So werden Dinge außerhalb unserer Fokussierung unschärfer – genau wie beim menschlichen Auge. Durch unscharfe Bildbereiche entsteht die Wirkung eines dreidimensionalen Bildes.
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Halte Störer vor das Objektiv: Gerade für Portraits bietet es sich wunderbar an, Blätter, Gläser, Folien, Prismen oder ähnliches vor die Linse zu halten, um Vordergrund zu schaffen.
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Hab den Hintergrund im Auge: Befindet sich hinter deinem Motiv ein störendes Objekt? Gestalte deinen Hintergrund, indem du von einem anderen Winkel fotografierst.
- Nutze natürliche Rahmen: Fotografiere ein Gebäude durch Bäume hindurch oder schieße eine Portrait durch unscharfe Blätter eines Baumes.
III. Hochformat oder Querformat, Quadrat oder Panorama?
Das übliche Format moderner Digitalkameras spuckt Fotos im Verhältnis 3×2 aus. Schon beim Fotografieren musst du dich deshalb fragen, ob das Foto besser im Hochformat oder im Querformat wirkt.
Schau dich in deiner Umgebung um: Ist die Umgebung neben deinem Motiv interessant, verwende das Querformat. Wenn du einen spannenden Boden oder interessante Wolken mit ins Bild bekommen willst bietet sich das Hochformat an. Oft lohnt es sich, beide Perspektiven zu fotografieren und erst später am Computer die bessere Aufnahme auszuwählen.
Je nachdem wo du das Bild zeigen möchtest, bietet sich ein bestimmtes Format an. Bilder wirken auf dem Betrachter besser, wenn sie möglichst groß angezeigt werden können. Wenn das Bild am Computer gezeigt werden soll, bietet sich das Querformat an. Wenn das Bild hauptsächlich auf Handys angeschaut wird, ist das Hochformat von Vorteil.
Ich fotografiere mittlerweile lieber im Hochformat, da die Bilder in Instagram und auf meiner Webseite mit dem Handy größer angezeigt werden.
Für besonderes breite oder hohe Bilder kannst du auch ein Panorama erstellen. In Kombination mit anderen Bildern kann auch ein quadratisches Format interessant wirken – probier doch mal ein bisschen herum!
Das nachfolgende Bild ist eine Collage aus meinem letzten Vietnam Urlaub, bei dem ich drei verschiedene Formate kombiniert habe.
IV. Sechs weitere Tipps, für eine bessere Bildkomposition
1. „Focus and Recompose“
Um schnell die Bildkomposition beim Fotografieren zu verändern ist die „Focus and Recompose“-Technik ideal. Dazu musst du den Einzelbild-Autofokus einstellen, den Fokuspunkt auf dein Motiv bringen und den Auslöser halb durchdrücken. Wenn du den Auslöser weiterhin gedrückt hältst, bleibt der Fokus gespeichert. Du kannst die Kamera nun schwenken und dein Motiv nach der Drittelregel ausrichten.
Aber Achtung! Wenn du eine große Blende verwendest und nur wenig Tiefenschärfe im Bild hast, kann das Schwenken bereits zu Unschärfe führen. Schwenk deshalb nur leicht seitlich und bewege die Kamera vor allem nicht vor oder zurück.
Eine weitere Möglichkeit ist, die Kamera auf „back button focus“ umzustellen.
2. Drittel-Raster im Menü einstellen
Du meisten Kameras haben die Funktion, im Live-View ein Drittel-Raster als Überlagerung anzuzeigen. So siehst du auf einen Blick, wie du den Bildausschnitt wählen musst, um dein Motiv ins Drittel zu bekommen.
Die Überlagerung ist sehr subtil und stört nicht beim Fotografieren. Außerdem kannst du an den Linien den Horizont sehr einfach gerade ausrichten und auch eine symmetrische Bildkomposition wird dir leichter fallen!
3. Lass dein Motiv den Blick ins Bild führen
Der Blick deines Modells sollte ins Bild hineinführen, um einen besseren Bezug mit dem Bild aufnehmen zu können. Wenn der Blick aus dem Bild herausführt, stellt man sich zwangsläufig die Frage, was sich neben dem Bildausschnitt befindet – es fühlt sich an, als würde etwas fehlen.
4. Mehr Flexibilität durch ein Zoomobjektiv
Nicht immer können wir beliebig unseren Bildausschnitt wählen. Zäune oder andere Sichthindernisse können uns in unserer Bewegung einschränken und uns bestimmte Perspektiven unmöglich machen.
Durch ein Zoomobjektiv hast du mehr Freiheiten. Du kannst den Bildausschnitt flexibler wählen und durch ein hineinzoomen Distanzen überbrücken . So kannst du dir oft das nachträgliche Zuschneiden sparen und hast die volle Pixelzahl.
5. Weniger ist mehr
Wenn du ein schönes Häusschen fotografierst, würdest du den Hundehaufen im Vorgarten mit ins Bild nehmen? Ich glaube nicht!
Frage dich bei jedem Bildelement, ob weniger nicht mehr ist. Wird das Bild durch den Hundehaufen schöner? Verstärkt der Hundhaufen die Bildaussage? Ich glaube du weißt was ich sagen möchte – oft ist weniger mehr!
Teste dein Bild, indem du ihm in Gedanken eine Bildunterschrift verpasst. Wenn dir keine passende Bildunterschrift einfällt, gibt es keine klare Bildaussage. Wenn du weniger ins Bild nimmst, wird die Botschaft des Bildes klarer.
6. Bessere Bildkompostion durch Beschnitt
Du solltest immer versuchen, das Bild bereits in der Kamera so gut wie möglich zu machen. Aber nicht immer können wir den Bildausschnitt beliebig wählen. Wenn dir die Bildkomposition nicht gelungen ist, kannst du sie verbessern, indem du das Bild beschneidest. So könntest du einen Himmel beschneiden, damit er von der Bildmitte ins Drittel rückt.
Wenn du dich für einen symmetrischen Bildaufbau entschieden hast, kannst du durch ein leichtes Beschneiden die Symmetrie perfektionieren.
Hab dabei keine Angst, ein paar Megapixel zu verlieren! Warum die Zahl der Pixel zu 95% unwichtig ist, kannst du in meinem Artikel lesen: Warum Bildqualität egal ist (und was wirklich zählt).
In Lightroom kannst du ganz einfach verschiedene Bildkompositionen über deine Bilder legen. Drücke im Entwicklungsmodul dazu „R“, um die Freistellungsüberlagerung zu aktivieren. Wenn du nun „O“ drückst, schaltest du verschiedene Überlagerungen durch – vom Drittelraster bis zur Goldenen Spirale.
Aber Achtung, nicht zu eng beschneiden! Lass deinen Motiv Luft zu atmen und beschneide das Bild nicht zu eng. Entweder du schneidest dein Motiv großzügig an oder du lässt etwas mehr Platz.
Fazit
Die oben genannten „Regeln“ sind keine festen Gesetze. Nehme sie als Empfehlung auf und als Inspiration für neue Kompositionen! Ich bin kein Freund davon, jedes Bild danach zu beurteilen, wie gut es sich in ein bestimmtes Raster einfügt. Beurteile jedes Bild individuell, welche Bildkomposition sich besonders gut anbietet – das Motiv muss nicht immer zwanghaft ins Drittel gerückt werden! Du besitzt auch die künstlerische Freiheit, alle „Regeln“ gezielt zu brechen. 😉
Halte die verschiedenen Möglichkeiten im Hinterkopf und mach dir beim nächsten Fotoausflug vor jedem Foto Gedanken über den Bildaufbau!
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Ich hoffe du konntest ein paar nützliche Tipps mitnehmen. Wenn du dich für weitere Foto-Tipps interessierst, kann ich dir meine Top 15 der schlimmsten Anfängerfehler oder einen Vergleich zwischen RAW und Jpeg empfehlen.
Bis zum nächsten Artikel!
Beste grüße, Eike.
2 Comments
Es gibt für die GoPro eine Folie mit dem goldenen Schnitt bei eBay. Einfach nach „Goldener Schnitt – Displayfolie für GoPro Hero 4, 5, 6, 7 für perfekte Fotos“ suchen.
Sehr interessant, das hab ich noch gar nicht gewusst!
Danke für den Tipp!
Liebe Grüße
Eike