8 Erfahrungen beim Fotografieren, die ich gerne früher gemacht hätte
In diesem Artikel möchte ich meine Erfahrungen in der Fotografie der letzten Jahre mit Dir teilen.
Was wusste ich nicht, als ich mit dem Fotografieren begonnen habe?
Wie hat sich mein Blick auf die Fotografie über die Jahre verändert?
Von welchen Dingen wurde ich überrascht?
Ich bin mir sicher, du wirst dich an der einen oder anderen Stelle wiederfinden! 😉
Inhaltsverzeichnis
1. Ein schöner Sonnenuntergang kann mich richtig ärgern
Ein Sonnenuntergang erwärmt das Herz jedes Fotografen!
In einem schönen Licht sieht einfach alles besser aus: Ob Landschaft, Städtefotos oder Porträts – das goldene Licht der untergehenden Sonne macht durchschnittliche Bilder zu wahren Hinguckern.
Überraschend war für mich, dass diese Freude sich schnell ins Gegenteil kehrt, wenn ich bei einem traumhaften Sonnenuntergang meine Kamera mal nicht dabei hab!
„Verdammt, hätte ich die Kamera doch noch eingepackt, so einen Himmel sieht man nur alle paar Monate!“, fluche ich dann in die Abendsonne und frag mich innerlich, ob ich es zeitlich noch nachhause schaffe, um die Kamera zu holen.
Die helle Freude bzw. dieses Leid werden wohl nur Fotografen verstehen! 😉
2. Das wacklige Selbstbewusstsein eines Fotografen
Ab und zu werde ich von Selbstzweifeln und kreativen Durststrecken eingeholt. „Sind meine Fotos wirklich gut oder möchten mir meine Freunde nur etwas Nettes sagen?“, grüble ich und durchstöbere uninspiriert meine Fotos.
Zu Beginn der Fotografie-Karriere war ich stolz wie Oskar auf meine ersten Fotos und habe sie im kompletten Bekanntenkreis herumgeschickt. Monate später habe ich dann einen kritischen Blick auf meine Bilder geworfen und gemerkt, dass ich immer noch ganz am Anfang stehe.
Angepeitscht von der Unzufriedenheit habe ich neue Techniken gelernt, meine Bildbearbeitung verbessert und ganz neue Fotografie-Genre ausprobiert. Ich war wieder Feuer und Flamme! Neue Erfolge haben sich eingestellt und ich surfte wieder auf der Welle der Begeisterung. Bis ich ins nächste kreative Loch gefallen bin und das Ganze von vorne losging …
Ich denke, dass diese Gefühle nicht exklusiv mir bzw. Fotografen vorbehalten sind, viele Kreative werden von Selbstzweifeln heimgesucht. Der „Wert“ von Kunst – sofern man es denn Wert nennen möchte – liegt eben im Auge des Betrachters und ist nicht mit objektiven Maßstäben messbar.
Eines der teuersten Fotos der Welt (Rhein II von Andreas Gursky – 4.3 mio. Dollar) wirkt auf dem ersten Blick wie ein Schnappschuss, der bei einem Sonntagsspaziergang nebenbei gemacht wurde. Was macht dieses Bild so wertvoll? Natürlich der Käufer, der bereit war, 4.3 Millionen Dollar für das Bild auf den Tisch zu legen!
Mittlerweile mach ich mir über wiederkehrende Selbstzweifel keine Sorgen mehr. Sie kommen und gehen und ich habe sie akzeptiert. Ich denke sie sind wichtig, damit ich nicht einroste und regelmäßig etwas Neues ausprobiere. Und manchmal brauche ich auch einfach eine Pause, um wieder kreativ arbeiten und neue Motivation schöpfen zu können.
Außerdem habe ich festgestellt, dass das Vergleichen mit anderen Fotografen nur unzufrieden macht. Für die Zukunft habe ich mir vorgenommen, mehr selbst anzupacken, anstatt durch Instagram zu scrollen.
3. Jedes Genre ist eine Wissenschaft für sich
In der Anfangseuphorie war ich vollkommen von meinen „Werken“ eingenommen und der Überzeugung, ein ganz besonderer Fotograf zu sein. Ich habe in verschiedene Fotografie-Genres hineingeschnuppert und war nach dem ersten Versuch bereits völlig überzeugt, sowohl die Street-, als auch die Landschafts- und Porträtfotografie gemeistert zu haben.
Sobald die Euphorie des ersten Versuchs verflogen ist, habe ich schnell gemerkt, dass jedes Genre eine Wissenschaft für sich ist und unglaublich viel Zeit und Arbeit benötigt, um es zu perfektionieren.
Natürlich war es wichtig, dass ich so viel ausprobiert habe. Allein dadurch habe ich gelernt, welches Genre mir liegt und auf Dauer Spaß macht. Mittlerweile habe ich mich spezialisiert und möchte diesen Bereich komplett durchdringen.
Jeder Anfänger sollte die Fühler nach verschiedenen Fotografie-Bereichen ausstrecken und schauen, was ihm Freude bereitet. Bist Du gerne mit Menschen in Kontakt oder rückst Du lieber Käfern und Fliegen auf die Pelle? Find‘s raus und meistere dein Fachgebiet!
4. Klasse statt Masse
Als Anfänger habe ich die Speicherkarten nur so vollgeballert. Jeder Baum, jeder Kieselstein, jedes Haustier wurde in unzähligen Perspektiven abgelichtet, bis die Kamera gequalmt hat!
Mittlerweile zeichnet sich ab, dass ich den Auslöser von Jahr zu Jahr weniger betätige. Wenn ich früher mit 1000 Bildern aus dem Urlaub gekommen bin, sind es heute lediglich 200 – 300. Mit der Erfahrung weiß man einfach, wann es sich lohnt, ein Bild zu machen und wann nicht. Man tauscht Masse gegen Klasse und freut sich, wenn nach einer Tour nur ein einziges Foto dabei ist, das einem gut gefällt.
Und das ist auch gut so!
Ich hänge mir ja nicht 20 mittelmäßige Fotos in mein Wohnzimmer – ich lass mir das beste Foto drucken und präsentiere es in einem schönen Rahmen an einem würdigen Platz.
5. Die Fotografie kann richtig teuer werden
Die Anschaffungskosten der Fotografie sind tückisch!
Es hat günstig begonnen: Eine günstige Kompaktkamera hat einige Jahre ausgereicht, bis der Wunsch nach einer Kamera mit Wechselobjektiven aufkam. Dazu haben sich von Zeit zu Zeit einige weitere Objektive gesellt. Selbstverständlich darf auch das Zubehör nicht fehlen: Für Rucksack, Stativ, Filter und viele Kleinigkeiten saß das Geld sehr locker, als „Fotograf“ musste man es einfach haben.
Weitere drei Jahre später kam dann der Wunsch nach einer Profi-Kamera auf und das Spiel ging von vorne los: Neue Objektive, größerer Rucksack, stabileres Stativ…
Kennst du das Gefühl? 400 Euro für ein neues Objektiv kann man wunderbar vor sich rechtfertigen, aber 20 Euro für ein Steuerprogramm gehen einem deutlich schwerer von der Hand! 😀
Grundsätzlich ist das Geld in Fotografie gut angelegt. Man sollte nur nicht dem Trugschluss verfallen, nur mit „Technik XY“ fotografieren zu können. Braucht man die Ausrüstung wirklich?
6. Man wird von allen als der „Foto-Profi“ wahrgenommen
Durch die guten Kameras moderner Smartphones sind für viele die klobigen Spiegelreflexkameras überflüssig geworden. Wer sich in diesen Zeiten noch eine „große“ Kamera holt, der muss es wirklich ernst mit der Fotografie meinen, oder?
Nachdem ich öfters mit der Kamera gesehen wurde und sich mein Blog herumgesprochen hat, hat sich mein Image schnell verändert: Ich bin nun in den Augen meiner Bekannten der Foto-Profi!
Was das bedeutet?
- Bei Gruppenfotos darf selbstverständlich ich die Kamera halten,
- bei Geburtstagen soll ich meine “gute Kamera” mitnehmen und ein paar Fotos knipsen
- und falls ich demnächst mal Zeit habe, könnte ich ein paar Pärchenfotos von Heinz und Susi machen…
Natürlich schmeichelt mir der Ruf, aber gerade die ersten Jahre habe ich den Rang eines „Foto-Profis“ wahrlich nicht verdient! 😀
7. Anerkennung im Social-Media zu suchen macht unglücklich
In Facebook sind Fotogruppen wahnsinnig beliebt, meine Fotogruppe hat mittlerweile schon über 35.000 Mitglieder und wächst noch immer stark.
Der Austausch mit anderen Fotografen ist gerade für Anfänger sehr interessant und kann viel zur persönlichen Weiterentwicklung beitragen. Wenn du deine Bilder in einer Fotogruppe veröffentlichst, bekommst du ungeschminktes, ehrliches Feedback – positiv, als auch negativ.
Mein Problem war jedoch, dass ich mich als Anfänger zu sehr von der Anerkennung anderer abhängig gemacht und den Wert meiner Bilder allein in Kommentaren und „Likes“ bemessen habe.
Stell Dir mal die folgenden Fragen:
- Fühlt sich dein Foto wertvoller an, wenn es viele Likes und Kommentare bekommen hat?
- Wertet es dein Foto ab, wenn es der „Masse“ nicht gefallen hat und nur wenige Klicks bekommen hat?
Wahrscheinlich wirst du die Fragen bejahen, mir geht es zumindest so.
Man macht sich abhängig von der Anerkennung im Social-Media und knüpft den Wert seiner Fotografien an „Likes“ und Zahlen. Dabei sind es gerade die „weichen“ Faktoren, die ein Bild für einen persönlich wertvoll machen:
- Was habe ich in der Situation des Fotos gefühlt?
- Was verbindet mich und die Person/das Motiv im Foto?
- Welche Erinnerungen verknüpfe ich mit dem Foto?
Andere Personen empfinden beim Anblick meiner Bilder nicht die gleichen Gefühle wie ich, sie sehen nicht das komplette Bild. Umgekehrt kenne ich auch nicht die Hintergrunde fremder Bilder. Ich war schließlich nicht dabei.
Ich poste daher meine Bilder im Social-Media, wenn ich Feedback möchte, aber lass mir keine Fotos schlechtreden, die für mich aufgrund der Erinnerungen einen besonderen Wert haben.
Die schönsten Erinnerungen lasse ich mir drucken und sortiere sie in meine Fotobox ein. Ab und zu blättere ich mit meiner Frau durch die Fotos und erfreue mich an den alten Geschichten.
8. Bei der Bildbearbeitung fängt der Spaß erst an
Als ich angefangen habe zu fotografieren, wollte ich von Bildbearbeitung nichts wissen. Ich wollte schließlich mit der Kamera umherstreifen, das Leben einfangen und nicht zuhause vorm Computer versauern!
Einige Wochen später habe ich mir zum ersten Mal ein kostenpflichtiges Bildbearbeitungsprogramm heruntergeladen und dabei festgestellt, wie viel Spaß das Hin- und Herschieben der Regler machen kann. Als Fotografie-Grünschnabel war ich vollkommen begeistert, welche „versteckten“ Details ich aus den Fotos herauskitzeln konnte.
Mittlerweile muss ich zugeben, dass die Bildbearbeitung weitaus mehr Zeit als das Fotografieren verschlingt.
Bin ich darüber traurig? Kein bisschen!
Mir macht die Bildbearbeitung sogar häufig mehr Spaß. Für mich gibt es wenig schönere Dinge, als das Sichten, Auswählen und Bearbeiten der Bilder. Dazu gibt es einen dampfenden schwarzen Kaffee und gute Musik – das ist die beste Sonntagsbeschäftigung!
Wie hat sich dein Blick auf die Fotografie im Laufe der Zeit verändert?
Hast du ähnliche Erfahrungen wie ich gemacht?
Stresst dich auch der Wettkampf um Likes und Follower in den sozialen Netzwerken?
Hast du schon viel zu viel Geld in Kameraausrüstung versenkt, die du zu selten nutzt?
Schreib mir deine Meinung in die Kommentare oder melde dich zum Newsletter an und schreib mir eine E-Mail!
Ich bin gespannt auf deine Erfahrungen. 😊
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3 Comments
Ein schöner, guter Artikel.
Mich stresst der Wettkampf um Likes und Followers nicht mehr. Am Anfang habe ich mitgespielt. Jetzt nicht mehr. Ich empfinde die Fotos auf Instagram in letzter Zeit als „seelenlos“. Wahrscheinlich ziemlich perfekt gemacht. Aber irgendwie mag ich mir die Hochglanz – Retorten – Fotos nicht mehr anschauen.
LG Burkhard
P.S. ich hoffe meine Fotos werden von anderen nicht so empfunden 😉
Entgegen Deiner Meinung ist für mich die Bildbearbeitung nur ein zusätzliches Muß, um zB den Horizont zu begradigen. Aber nicht, um mehrere Stunden an einem Foto rumzubasteln.
Beim Fotografieren achte ich schon vor dem Auslösen darauf, daß nach Möglichkeit keine perspektivischen Korrekturen am fertigen Bild vorgenommen werden müssen. Als ich mit dem Fotografieren anfing, gab es noch den normalen analogen Film (Dia, Farb- oder SW-Film). Da konnte man nachträglich auch nicht viel verändern.
Punkt 4 kann ich nicht ganz zustimmen. Ich glaube, nur die Masse führt zu Klasse bzw. zur Erfahrung, die Klasse ermöglicht. Somit würde ich sagen, so viel knipsen wie es nur geht. Vor allem am Anfang. Ansonsten schön deine Erfahrungen zu lesen. 🙂
LG
Denis