Buchempfehlung: Das ABC der Farbe – Farbe in der Fotografie verstehen
Weißt du alles über Farbräume, Farbharmonien und dem Druck von Fotos? Wenn du hier nur mit den Schultern zucken kannst, habe ich eine klasse Buchempfehlung für dich!
Im heutigen Artikel möchte ich dir das Buch „Das ABC der Farbe“ von Markus Wägner vorstellen. Das Buch richtet sich an Designer und Fotografen, die mehr über Farben und ihre Wirkung lernen möchten. Als erstes gebe ich dir einen Überblick, welche Themen im Buch behandelt werden. Außerdem zeige ich dir, was ich aus dem Buch gelernt habe.
Kurz vorab: Ich wurde nicht gesponsert, habe das Buch selbst gekauft und habe für die Empfehlung kein Geld bekommen. Mir hat das Buch lediglich viel Spaß bereitet und möchte dir einen tieferen Einblick bieten, ob sich der Kauf lohnt. 😉
Update: Durch diesen Artikel bin ich mit dem Rheinwerk Verlag in Kontakt gekommen, worauf mir dieser das Buch „Das Authentische Porträt“ als Rezensionsexemplar zukommen lassen hat. Hier geht’s zum Artikel!
Inhaltsverzeichnis
1. Welche Themen werden im Buch behandelt?
Die folgenden Überschriften sind die jeweiligen Kapitel des Buches. Ich beschreibe dir kurz ein paar Eindrücke des Kapitels.
- Kapitel 1: Licht – Was ist Licht, Helligkeit und Kontrast
- Kapitel 2: Farbe – Lichtwellen; Lichtfarben und Körperfarben; Farbtemperatur
- Kapitel 3: Farbwahrnehmung – wie funktioniert Sehen; optische Illusionen; Farbblindheit
- Kapitel 4: Farben und Wirkung – Beschreibung der Farben mit Farbtafeln
- Kapitel 5: Farbsysteme – Wie können Farben eingeteilt werden; welche Farbmodelle/Farbräume gibt es
- Kapitel 6: Farbgestaltung – Farbkontraste und Farbharmonien
- Kapitel 7: Farbe in der Praxis – Kanäle, RAW-Entwicklung; Histogramm; Farbmanagement und Drucken, Color-Management-Workflow, Kalibrierung und Proof
Auf Amazon gibt es die Möglichkeit durch einen „Blick ins Buch“* das vollständige Inhaltsverzeichnis zu lesen.
Der Einstieg ins Buch fällt selbst ohne Vorwissen sehr leicht, da der Autor Markus Wäger alle Begrifflichkeiten erklärt und auch später im Buch immer wieder kurze Erklärungen zu den verwendeten Begriffen liefert. Der Autor baut Seite für Seite auf das bereits Gelernte auf und steigt somit immer tiefer in die Materie ein.
Anhand von stimmungsvoll designeten Doppelseiten werden dir die oben genannten Themen präsentiert. Besonders positiv fällt mir der hochwertige Druck des Buches und die farbliche Gestaltung auf. Das Buch selbst ist ein wunderbares Beispiel für eine gelungenes Design, das trotz der Farbigkeit das Auge nie überfordert.
Ist es ein Buch für die Jackentasche zum Schmökern für unterwegs? Definitiv nicht! Mit seinen 394 Seiten und dem wuchtigen Format ist das Buch ein richtiger Wälzer und bringt ein stolzes Gewicht auf die Waage.
2. Warum ist das Buch für Fotografen interessant?
Obwohl es sich auch an Grafiker richtet, können vor allem Fotografen einiges lernen. An vielen Punkten wird immer wieder an die digitale Fotografie und die Farbwahrnehmung angeknüpft. Dir wird beispielsweise anschaulich der Dynamikumfang einer Digitalkamera erklärt und der Unterschied zwischen RAW und Jpeg erläutert. Dieser Teilbereich hat mich zu meinem Vergleich zwischen RAW und Jpeg motiviert.
Das Kapitel über Farbharmonien kann dir dabei helfen, Farben in deinen Bildern so anzupassen, damit diese harmonisch zusammenwirken oder einen auffälligen Komplementärkontrast bilden. Mit diesem Wissen im Hinterkopf kannst du die Farben gezielt steuern, um eine bestimmte Wirkung zu erzeugen. So könntest du die Kleidung deines Modells farblich anpassen oder dir die psychologische Wirkung von Farben für die Produktfotografie zu eigen machen.
Problematik Drucken: Warum sehen meine Bilder am Bildschirm ganz anders als im Druck aus? Früher oder später wird sich jeder Fotograf mit dem komplizierten Thema Farbräume und Drucken beschäftigen. Da ich mich vorher wenig mit dem Drucken von Fotos beschäftigt hatte, konnte ich aus diesem Kapitel viel mitnehmen. Du lernst viel über den Unterschied verschiedener Farbräume und welche Probleme auftreten, wenn man zwischen verschiedenen Farbräumen wechselt.
3. Was ich aus dem Buch gelernt habe: Farbharmonien entwickeln
Super interessant war für mich das Kapitel Farbsysteme und Farbgestaltung.
Verschiedene Farbsysteme und ihr Nutzen
Das Kapitel beginnt mit einer Übersicht gängiger Farbmodelle und erinnert auf den ersten Blick an den Kunstunterricht in der Schule. Aber so weit brauchen wir gar nicht in die Vergangenheit gehen: In Photoshop triffst du in der Farbpalette auf verschiedene Farbmodelle.
Für die Arbeit am interessantesten ist das HSB-Modell. Über diese drei Regler kannst du den Farbton (H = Hue), die Sättigung (S = Saturation) und die Helligkeit (B = Brightness) steuern.
Ein kurzes Beispiel:
Ich benutze die Farbgestaltung für meine Artikelbilder in Photoshop. Mit der Pipette (Shortkey I) nehme ich im Bild eine dominante Farbe auf und habe somit schon meinen Farbton – also den Wert für H. Damit die Farben zusammenpassen reguliere ich meistens nur noch die Helligkeit. Durch einen Klick in das Kästchen neben S oder B kannst du an dem Schieber links daneben die Sättigung oder Helligkeit steuern. Indem ich nur diese Schieber bewege ist sichergestellt, dass die Farbtöne identisch sind und die Farben miteinander harmonisieren.
Mit dem HSB – Modell Farbharmonien erstellen
Komplementärfarben liegen auf einem Farbkreis gegenüber. Komplementärkontraste sind besonders lebendig, da hier der Unterschied zwischen den beiden Farbtönen am größten ist. Komplementärkontraste provozieren das Auge und sind perfekt dazu geeignet, Aufmerksamkeit zu erregen.
Mit dem HSB-Modell könnt ihr ganz einfach die Komplementärfarbe ermitteln. Der Farbton (Hue) wird im HSB Modell auf einem Kreis aufgetragen, die Werte reichen deshalb von 0° bis 360°. Wenn du nun zu einer bestimmten Farbe die Komplementärfarbe ermitteln möchtest, musst du im H-Regler lediglich 180° Grad addieren oder subtrahieren.
Übrigens triffst du auch in Lightroom auf das Farbmodell! Im Reiter Teiltonung siehst du ein Farbband, das in Grad unterteilt ist und dem H-Wert des HSB-Modells entspricht. Die Sättigung der Teiltonung kannst du mit dem S-Wert steuern.
Im Buch werden dir noch eine ganze Menge anderer Farbharmonien vorgestellt. Dabei sind die verschiedenen Farben immer in einem Kreis nebeneinander aufgetragen. So kannst du bereits aus dem Buch heraus einschätzen, ob sich die Farbkombination für dein Foto oder Design eignet.
Im Grunde zeichnen sich alle Farbharmonien durch einen bestimmten Abstand zueinander auf dem Farbkreis aus. So wird die Farbharmonie „Triade“ als drei Farben definiert, die jeweils 120 ° voneinander entfernt sind. Im harmonischen Dreiklang sind drei Farben nur jeweils 30° voneinander entfernt – die Farben sind sich sehr ähnlich und verbreiten eher Harmonie als Spannung.
Beispiel:
In Landschaftsaufnahmen werden die Lichter gerne gelb gefärbt und die Schatten blau. Ein Blick auf die Gradzahl bei H (Hue) verrät uns, dass ein helles Gelb den B-Wert 60 ° und ein tiefes Blau ca. 240° besitzt – beide Farben liegen auf dem Farbkreis gegenüber!
Und warum funktioniert der Farblook „Orange and Teal“ so gut? Ganz klar: Die Farben liegen auf dem Farbkreis gegenüber und erschaffen einen dynamischen Komplementärkontrast! (Hue: Orange: 30°, Aquamarin: 210°).
Wie kann ich meine eigene Farbharmonie erstellen?
Im Buch findest du auch einen Tipp zu einer fabelhaften Webseite: http://colorizer.org/
Diese Webseite ist wirklich goldwert! Hier siehst du die verschiedenen Farbmodelle wie RGB, CMYK oder Lab und kannst dir deine Ausgangsfarbe auswählen. Unterhalb der Farbmodelle werden dir nun weitere Farben angezeigt, die sich zu Farbharmonien ergänzen.
Unterhalb sieht du ein Beispiel für die Ausgangsfarbe Orange. Beim „Complementary“ Farbkontrast triffst du wieder auf unser „Orange and Teal“. Wenn du die passenden Farbe zu deinem Orange ermittelt hast, findest du im „RGB“-Reiter den Hex-Code. Der Hex-Code ist eine individuelle Bezeichnung für eine ganz bestimmte Farbe. Kopiere den Hex-Code und füge ihn in Photoshop in der Farbpalette ein, um diesen Farbton zu bekommen.
4. Für wen lohnt sich dieses Buch?
- Für Anfänger: Es werden einfach verständlich Grundlagen zu Dynamikumfang, Kontrasten, Licht und Farbräumen erklärt. Das Problem, im RGB-Farbraum oder Adobe – Farbraum fotografieren wird hier u.a. behandelt.
- Als Nachschlagewerk: Das Buch enthält Beschreibungen zu den Eigenschaften und der Wirkung von Farben. Anhand vieler Farbtafeln (mit Farbcodes!) kannst du dir außerdem einen Eindruck machen, wie die Farbe ausgedruckt wirkt.
- Als Geschenk: Das Buch macht einfach einen fantastischen Eindruck und fühlt sich sehr hochwertig an. Ein Augenschmaus, von dem man viel lernen kann. Das Buch hat auch Einzug in meine Sammlung über 33 Geschenkideen für Fotografen gehalten
Für wen lohnt sich das Buch nicht?
- Keine Anleitungen zur Umsetzung: Das Buch wird dir nicht zeigen, welche Regler du in Lightroom oder Photoshop drehen musst, um die Farben deiner Bilder zu harmonisieren. Es gibt wenige konkrete Tipps für deine Bildbearbeitung oder deine Fotografie. Es ist eher ein Arbeitsbuch, das man regelmäßig aufschlägt, um sich Inspiration zu holen. Das Buch wird behandelt eher das „Was“ und „Warum“ und nicht das „Wie“. Wie du es konkret umsetzt liegt alleine bei dir! 😉
- Erfahrene Fotografen: Wenn du dich bereits gut mit Farbräumen, Farbmanagement und Wirkung der Farben auskennst, wirst du in diesem Buch wahrscheinlich nicht viel Neues entdecken. Hier könnten sich höchstens die Farbtafeln und Farbharmonien als Nachschlagewerk nützlich machen.
- Kein Arbeitsbuch für unterwegs: Aufgrund der Größe und dem Gewicht wirst du es selten außerhalb der eigenen vier Wände lesen. Die Seitenzahl des Buches hätte vermutlich auch um ein Drittel reduziert werden können – auf vielen Seiten befindet sich nur wenig Text. Wenn das Buch auf weniger Seiten komprimiert worden wäre, wäre das Design aber nicht so schön geworden und die Bilder hätten an Wirkung verloren.
Fazit
Für mich ist das Buch selbst schon ein kleines Kunstwerk. Es ist auf jeden Fall einen Blick wert! Wenn dir der stolze Preis von 40 Euro zu viel ist, kannst du es dir sicherlich ein paar Tage in einer Bibliothek ausleihen.
Wenn man besser in der Fotografie werden will, muss man sich zwangsläufig auch mit den Farben und ihrer Wirkung beschäftigen. Das Buch bekommt daher von mir eine klare Kaufempfehlung! Das Wort „beschäftigen“ trifft es hier gut: Konkrete Tipps zur Umsetzung erwarten dich nicht. Du musst dir deine eigenen Gedanken machen, wie du das Gelernte in die Tat umsetzt.
Im Buch werden noch weitere Bücher vom Rheinwerk-Verlag empfohlen. Vor allem das Buch „Design für nicht Designer„* oder „Wie Design wirkt„* hat mein Interesse geweckt. Vielleicht landen diese demnächst auch auf meinem Schreibtisch! 😀
Ich hoffe meine erste Buchempfehlung hat dir gefallen! Wenn dir solche kleinen Rezensionen gefallen, werde ich das in Zukunft vielleicht öfters machen.
Und jetzt kannst du in die Buchrezension von „Das Authentische Porträt“ schauen! 😉
Bis zum nächsten Artikel,
dein Eike.