Filter in der Fotografie – sinnvoll oder völlig überbewertet?
Was sind Filter in der Fotografie überhaupt?
Diese Frage möchte ich in diesem Anfängerartikel beantworten. Es folgt ein kurzer Überblick über die wichtigsten Filter in der Fotografie.
Als Filter werden runde oder eckige Scheiben bezeichnet, die man vor der Frontlinse anbringen kann, um einen bestimmten Effekt zu erzielen.
Während runde Filter ein eigenes Gewinde haben, mit dem man es am Objektiv anbringen kann, braucht man für quadratische Filter eine spezielle Vorrichtung. Damit Du einen runden Filter verwenden kannst, benötigt dein Filter und dein Objektiv den gleichen Filterdurchmesser.
Kleinere Unterschiede im Filterdurchmesser kann man durch „step-up*“ bzw. „step-down*“-Ringe überbrücken. Dabei rate ich Dir, besser einen größeren Filter zu kaufen und den Filter kleiner zu machen, da andernfalls eine schwarze Vignette in deinen Bildern zu sehen ist.
Nachfolgend stelle ich dir die vier wichtigsten Filter vor. Es gibt noch jede Menge anderer Filter, die aber ein Nischendasein fristen und ich deshalb nicht in diesem Artikel ansprechen möchte.
Inhaltsverzeichnis
1. Was macht ein Graufilter?
Der Vergleich ist zwar schon etwas abgedroschen, aber er beschreibt es einfach perfekt: Der Graufilter ist die Sonnenbrille für Deine Kamera!
Ein Graufilter soll Licht blockieren und lässt damit längere Belichtungszeiten zu. Während am Tag ein Bild nach mehreren Sekunden Belichtungszeit völlig überbelichtet wäre, ist es mit dem passenden Graufilter durchaus möglich.
Graufilter gibt es in verschiedenen Stärkegraden. Ein „ND1000“ Graufilter lässt nur 1/1000 des Lichtes hindurch, Du kannst also 1000x länger belichten. Du kannst ihn einsetzen, um Flüsse und Seen auch bei Sonnenschein länger zu belichten.
Durch längere Belichtungszeiten wird die Bewegung aus dem Wasser entfernt und die Wasseroberfläche wird spiegelglatt!
Meine Empfehlung: Leg Dir zu Beginn nicht sofort einen Graufilter zu. Für ihren eingeschränkten Nutzen sind sie ziemlich teuer, ein guter Graufilter kostet 40 bis 200 Euro. Wenn Du etwas fortgeschrittener bist, solltest Du ihn aber auf jeden Fall ausprobieren!
Der Griff zu einem hochwertigen Graufilter lohnt sich, da billige Filter Farben verfälschen und zu Farbstichen führen können. Ich benutze hauptsächlich Filter von Gobe*
2. Für was brauche ich einen Verlaufsfilter?
Der Verlaufsfilter ist noch etwas spezieller und teurer. Er ist meist viereckig und wird durch eine zusätzliche Halterung vor dem Objektiv angebracht.
Im Grunde ist er nur ein spezieller Graufilter, da seine Aufgabe darin besteht, die Lichtmenge zu reduzieren.
Im Gegensatz zum Graufilter ist der Verlaufsfilter aber nicht durchgehend grau, sondern hat einen Verlauf von grau nach transparent.
Verwendet wird er in der Landschaftsfotografie, um den hellen Himmel selektiv abzudunkeln. Wenn der Kontrast zwischen dem hellen Himmel und der dunkleren Landschaft zu hoch ist, hilft der Verlaufsfilter, beide Bildteile gleichmäßiger zu belichten. Der dunkle Verlauf wird über den Himmel gelegt und der helle Bereich über die Landschaft.
Das Ergebnis: Ein Bild, in dem der helle Himmel und die Wollen noch Details enthalten und eine Landschaft, die nicht zu dunkel ist.
Es gibt auch runde Verlaufsfilter. Sie haben aber den Nachteil, dass man den Übergang der Abdunkelung nicht verschieben kann und man den Horizont deshalb immer in die Mitte nehmen muss – ziemlich ungünstig!
Als Anfänger solltest Du erstmal einen Bogen um den Verlaufsfilter machen.
Fotografiere erstmal ohne und prüfe, ob Du den speziellen Filter wirklich benötigst. Neuere Kameras haben einen so guten Dynamikumfang, dass der Verlaufsfilter immer weiter an Bedeutung verloren hat und Du in der Bildbearbeitung die Kontrastunterschiede ausgleichen kannst.
Dynamikumfang: Als Dynamikumfang wird die Fähigkeit einer Kamera bezeichnet, eine große Spanne an unterschiedlichen Helligkeiten einzufangen. Ein guter Dynamikumfang ermöglicht es also, in einer Aufnahme helle Wolkenstrukturen und gleichzeitig dunkle Büsche abzubilden, ohne viele Details zu verlieren.
Mein Tipp: Passe Deine Belichtung an den hellen Himmel an und helle die Landschaft später in der Bildbearbeitung auf. In dunkleren Bereichen ist es viel einfacher, Details wiederherzustellen.
3. Hübsche Effekte mit einem Polarisationsfilter
Der Polfilter oder auch Polarisationsfilter lässt nur Lichtwellen einer bestimmten Schwingungsrichtung hindurch.
Ein Polfilter besteht aus zwei verschiedenen Gläsern, die durch Drehen richtig ausgerichtet werden müssen, damit der Effekt eintritt. Schau einfach durch den Sucher und verdrehe die vordere Filterscheibe langsam, bis du einen Unterschied sehen kannst.
Und ja, die Effekte können richtig dramatisch ausfallen!
Polfilter sind dafür bekannt, dass sie blaue Himmel noch kräftiger machen können, Spiegelungen im Wasser und in Glasscheiben aufheben oder das Blattgrün verstärken. Je nach vorhandenem Licht kann der Effekt stärker oder schwächer sein, da hilft nur ausprobieren!
Wenn du noch mehr Infos über die Funktionsweise haben möchtest, schau hier vorbei.
Es gibt aber auch Nachteile:
- Da nur ein Teil des Lichts den Filter passieren kann, geht uns Licht für unsere Aufnahme verloren. Ein Stativ solltest Du in der Rückhand haben.
- Polfilter eignen sich auch weniger für Super-Weitwinkelobjektive, da der Effekt durch den großen Bildwinkel in einem Bildbereich auftreten kann und im anderen Bereich nicht. Die Folge wäre zum Beispiel ein tiefblauer Himmel rechts im Bild, der nach links hin immer heller wird.
- Ein guter Polfilter ist nicht billig…
Ob sich der Kauf lohnt? Hier scheiden sich die Geister!
Manche Landschaftsfotografen schwören darauf, manch andere erkennen keinen Unterschied … Ich besitze auch einen Polfilter muss aber gestehen, dass ich ihn nur sehr selten auspacke und benutze.
Hier seht ihr mal einen Vergleich, wie der Filter Spiegelungen beseitigen kann und die Steine im Wasser zum Vorschein bringt.
4. Macht ein UV-Filter noch Sinn?
Der dritte Filter, den ich Dir vorstellen möchte, dient hauptsächlich dem Schutz.
UV-Filter werden genauso wie ND-Filter vor das Objektiv geschraubt. Der UV-Schutz stammt aus einer Zeit, in der die Objektive nicht ausreichend gegen UV-Strahlung vergütet waren. Durch die Strahlen wurde die Bildqualität negativ beeinträchtigt.
Da in der heutigen Zeit die Objektive ausreichend gegen UV-Strahlen vergütet sind, haben UV-Filter vor allem eine Schutzfunktion.
Eine zusätzliche Scheibe Glas schützt die Frontlinse vor Schmutz und Kratzern. Der Filter ist ein effektiver Schutz vor Steinschlag oder Ästen im Dickicht. Außerdem ist die Reinigung des Objektivs mit UV-Filter leichter.
Der UV-Filter hat aber auch Nachteile:
- Selbst wenn er vergleichsweise günstig ist (in etwa 15 – 50 Euro) ist er eine zusätzliche Anschaffung, die Geld kostet.
- Außerdem kann jede zusätzliche Scheibe Glas die Bildqualität verschlechtern. Billige UV-Filter können zudem auch „lensflares“, also Lichtspiegelungen im Gegenlicht, verstärken.
Der schlechte Einfluss auf die Bildqualität wird bei UV-Filtern aber gerne dramatisiert. Bei der Bildqualität stelle ich keine Verschlechterung fest. Lediglich im Gegenlicht kommt es manchmal zu stärkeren Lichtspiegelungen.
Ich verwende auf allen meinen Objektiven einen hochwertigen UV-Filter. So brauch ich mir keine Gedanken über Kratzer und Verschmutzungen machen. Eine makellose Linse erhöht den Wiederverkaufswert!
Wegen den oben genannten Nachteilen des Filters wird oft geraten, UV-Filter zu meiden und die Streulichtblende zum Schutz zu verwenden.
Die Streulichtblende – am besten „immer drauf“
Die Streulichtblende wird meist mit dem Objektiv mitgeliefert und lässt sich vorne aufs Objektiv aufschrauben. Sie verhindert, dass seitlich einstrahlendes Licht das Bild beeinträchtigt und Lichtspiegelungen erzeugt.
Sie hat aber auch noch einen zusätzlichen Schutzeffekt: Seitliche Schläge auf des Objektiv werden von ihr abgefangen und die Frontlinse wird geschützt. Die Streulichtblende solltest immer am Objektiv befestigt haben. Zum Transport lässt sie sich umgedreht über das Objektiv schieben.
Du musst für Dich entscheiden: Willst Du größtmögliche Sicherheit, dann verwende zusätzlich zur Streulichtblende einen UV-Filter. 😉
Sind die Filter ihr Geld wert?
Wie du siehst haben die einzelnen Filter auf jeden Fall ihre Daseinsberechtigung. Ich liebe vor allem die Möglichkeit des Graufilters, auch tagsüber Langzeitbelichtungen machen zu können.
Wenn Du dir nicht sicher bist, ob Du einen Filter wirklich nutzt, kannst du zu Testzwecken auch sehr günstige Filter kaufen. Wenn grobe Farbverschiebungen auftreten, kannst du immer noch zu einem hochwertigen Filter upgraden.
Vor dem Kauf eines teuren Filters solltest du dir Gedanken machen, welche Filtergröße den meisten Nutzen für deine Objektivsammlung hat. Filter mit einem großen Gewinde kann man in der Regel auch auf kleineren Objektiven mit step-down-Ringen verwenden, andersherum ist es nicht möglich.
Ich hoffe ich konnte dir einen Überblick über das Thema Filter in der Fotografie geben. Lass mir gerne Deine Meinung als Kommentar da, welche Filter du gerne nutzt. 🙂
Wenn Du mehr Anfängertipps haben möchtest und gerade das Fotografieren lernst, kann ich dir wärmstens mein E-Book empfehlen: Raketenstart für Fotografie Anfänger.
Hau rein und mach starke Fotos!
Dein Eike.