Das hat mich an der analogen Fotografie überrascht
Ich oute mich: Ich habe das Fotografieren mit einer Digitalkamera gelernt und seitdem noch nie eine analoge Kamera in der Hand gehabt – shame on me!
Diese Bildungslücke habe ich nun lange genug vor mir hergeschoben, jetzt packe ich das Projekt endlich an.
In diesem Artikel schildere ich Dir meine Erfahrungen, wie ich als Kind der Digitalfotografie die ersten holprigen Schritte in der analogen Welt gehe …
Film einlegen und los geht’s!
Inhaltsverzeichnis
Analoge Fotografie – Retro-Kamera besorgen und Film einlegen
Für dieses Projekt habe ich mir von meinem Bruder eine alte Minolta X-700 mit einem Minolta 50mm F1.4 geliehen.
Das lichtstarke Objektiv wird mir hoffentlich gute Dienst leisten, da der ISO in der analogen Fotografie vom Film abhängt und bei der Aufnahme nicht mehr verstellt werden kann. Obwohl das Objektiv schon etliche Jahre auf dem Buckel hat, soll die Bildqualität der Linse auch mit modernen Objektiven schritthalten können. Mal sehen ob das stimmt…
Mit der Kamera in der Hand führt mich mein erster Weg in die Stadt zum Fotofachgeschäft, um mir einen Film zu besorgen. Ich entscheide mich für einen Schwarz-Weiß-Film der Marke ILFORD mit ISO 400 und 24 Bildern (andere S-W-Filme stehen auch nicht zur Auswahl).
Die analoge Fotografie verbinde ich immer mit Schwarz-Weiß-Bildern. Diesen Retrolook mit grober Körnung und ausgewaschenen Schwarztönen wollte ich gerne einmal ausprobieren.
Da ich noch nie einen Film eingelegt habe, erklärt mir der freundliche Verkäufer das Vorgehen.
Eigentlich ist es ganz einfach:
- Filmpatrone aus der Dose nehmen, Kamera öffnen und in die Öffnung legen
- Beginn vom Film packen und in den Transportmechanismus einklemmen
- Kamera schließen und über die Kurbel straffen
- Anschließend spult man den Film vor, bis das Bildzählwerk auf 1 steht
Jetzt kann es endlich losgehen!
Das Fotografieren mit einer analogen Kamera
Das Projekt habe ich mir für meinem einwöchigen Skiurlaub in Österreich vorgenommen. Ich habe zwar auch immer meine Digitalkamera dabei, bei besonderen Motiven wechsele ich aber zur Minolta, um es auf Film festhalten.
Das ist echt eine Erfahrung, das Fotografieren fühlt sich komplett anders an!
Während ich bei der Digitalkamera die Speicherkarte ohne nachzudenken mit hunderten Bildern vollballere, mache ich mir mit der analogen Kamera vor jeder einzelnen Auslösung Gedanken. Ich habe schließlich nur 24 Bilder zur Verfügung.
Ist das Motiv interessant genug? Passen die Einstellungen? Sitzt der Fokus? Wie ist der Bildausschnitt? Keine Auslösung darf verschwendet werden!
Das satte Klacken nach einer Auslösung macht einfach Laune! Da das Objektiv über keinen automatischen Fokus verfügt, muss ich immer manuell fokussieren. Beim offenblendigen Fotografieren ist das gar nicht so einfach, es verstärkt aber das Retrofeeling umso mehr und fühlt sich nach echter Handarbeit an.
Verdammte Axt! Schon zum zweiten Mal passiert es mir, dass ich beim Anpacken der Kamera versehentlich den Auslöser betätige. Sehr ärgerlich, wieder zwei Bilder weniger zur Verfügung.
Pünktlich zum Urlaubsende ist der Film voll. Ich bin echt gespannt, was mich nach der Entwicklung erwartet…
Analoge Fotografie – Die Entwicklung und meine Ergebnisse
Wieder zuhause angekommen geht der erste Weg zum Fotoladen. Das Geschäft kann den Film selbst entwickeln und nach nur 2 Tagen kann ich den Film begutachten – wow, so schnell hatte ich gar nicht damit gerechnet!
Auf einem Lichttisch mache ich mich über die Negative und untersuche Details mit der Lupe. Auf dem ersten Blick sieht das doch ganz brauchbar aus, gröbere Belichtungsfehler kann ich nicht erkennen.
Ich kreuze an, welche Bilder ich entwickeln möchte. Vier Tage später kann ich die Bilder auch schon abholen.
Der Moment der Wahrheit ist gekommen: Bin ich mit den Ergebnissen zufrieden? Wie machen sich die Bilder im Vergleich zu den gedruckten Bildern meiner Digitalkamera?
Jawohl, die Ergebnisse können sich sehen lassen!
Trotz häufigem Fotografieren mit offener Blende sitzt bei fast allen Fotos der Fokus.
Wie erwartet sind die Kontraste stark, die Schwarztöne sind jedoch etwas ausgeblichen. Diesen Retrolook mögen viele Fotografen und erzeugen ihn daher bei digitalen Fotos durch die Graduationskurve in der Bildbearbeitung.
Die analoge Fotografie ist irgendwie abenteuerlich und voller Überraschungen. Man sieht nicht, ob das Bild etwas geworden ist und freut sich daher umso mehr auf die Entwicklung und die gedruckten Fotos. Einen wirklichen Eindruck bekommt man erst, wenn man die Bilder auch drucken lässt.
Mein Fazit
Das war eine spannende Erfahrung!
Das Fotografieren fühlt sich richtig nach Arbeit an. Das manuelle Fokussieren und Wählen von Einstellungen muss einfach geübt werden. Es gibt nur ganz wenige Automatiken, geschweige denn eine Sensorstabilisierung. Das Fotografieren macht dadurch zwar mehr Spaß, aber die Ergebnisse werden häufig schlechter als mit den Hilfen meiner Sony Alpha 7 III. Spätestens wenn ein Foto komplett daneben geht, wünsche ich mir den Komfort und die Hilfen einer Digitalkamera zurück…
Die Beschränkung der Bilderzahl hat mir dagegen wirklich gut getan. Ich mache mir einfach mehr Gedanken, da jede Auslösung bares Geld wert ist. Für den Film, das Entwickeln und den Druck von 16 Bildern habe ich etwa 23 Euro gezahlt. Eine ganz schöne Summe für die wenigen Fotos!

Ich bin zufrieden mit den Ergebnissen! Auf den abfotografierten Fotos kann man den Look der Bilder schlecht festhalten, man sieht aber definitiv einen Unterschied zwischen den Bildern meiner Sony.
Trotz der spaßigen Erfahrung möchte ich die Digitalfotografie nicht missen!
Das Fotografieren ist heutzutage viel einfacher geworden. Automatiken und technische Fortschritte verhindern fehlerhafte Belichtungen und verwackelte Fotos. Das manuelle Fokussieren stellt sich bei der Landschaftsfotografie zwar selten als Problem dar, bei schnellen Motiven kommt man aber schnell an seine Grenzen.
Außerdem fällt ein weiterer großer Aspekt der Digitalfotografie weg: Die Bildbearbeitung.
Ich bearbeite sehr gerne meine Bilder und mache mir Gedanken über Belichtung, Bildschnitt und Look. Bei der analogen Fotografie habe ich hier keinerlei Einfluss und selbst entwickeln möchte ich nicht.
Ich freue mich, dass ich in die analoge Fotografie hineingeschnuppert habe. Ich habe viel dazugelernt und bin überrascht, wie einfach uns die Digitalfotografie das Fotografieren gemacht hat. Früher war die Fotografie noch ein echtes Handwerk, das viel Erfahrung bedarf. Die notwendige Erfahrung konnte man nur sammeln, indem man viele sehr teure Filme vollknipst und an den eigenen Fehlern lernt.
Das wird sicher nicht der letzte Film gewesen sein, den ich in die gute alte Minolta eingelegt habe. 🙂
Ich hoffe Dir hat mein kleiner Erfahrungsbericht gefallen!
Bist Du auch ein Kind der Digitalfotografie oder hast Du früher schon analog fotografiert?
Schreibe Deine Erfahrungen in die Kommentare!
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7 Comments
Du schreibst, dass die Bildbearbeitung wegfällt. Kann der Fotoladen dir die Negative nicht einscannen und auf einen USB-Stick packen? Oder Noch besser, zum Download zu bereitstellen? Dann könntest du wieder munter bildbearbeiten … ;-))
Hey Hermann,
stimmt, durch die Hintertür könnte man die Bidler dann doch wieder bearbeiten, wenn auch mit großen qualitätiven Abstrichen. 😀
Grüße
Eike
Man kann die Negative bzw.Positive mit einem Gerät selber Einscannen.Habe mir so meine alte Sammlung eingescannt.
Hallo Eike
Ich kann mich erinnern, daß ich als junges Mädchen mit eine Agfa Synchro Box Kamera fotografiert habe. Ein Foto ist mir in Erinnerung geblieben :Ein Pferd auf einer Weide(Mädchen müssen immer Pferde fotografieren 🙈😀) Sah eigentlich ganz normal aus, aber auf dem Foto hatte es einen riesigen Hängebauch. Das Foto war in sw. Farbfilme kamen glaube ich erst später. Das war meine erste Erfahrung mit dem Fotografieren.
Hey Christiana,
das sind tolle Erinnerungen, die bleiben einem natürlich in Gedächtnis! 😀
Ich hoffe Du hast das Foto noch. 🙂
Grüße
Eike
Hallo Eike,
ich hatte früh eine digitale Kamera. Die hatte sensationelle 2.1 Megapixel. Meine Bekannten
fotografierten immer noch analog. Damals hab ich immer gesagt: Der Unterschied zwischen mir und euch ist, der analoge Fotograf sucht sich sein bestes Motiv bei der Aufnahme, der Digitale am PC. Schön zu lesen, dass es noch jemand gibt der mit der x700 wieder Bilder macht. Damals, es muss so um 1982- 83 gewesen sein, gehörte die Kamera zu den Top-Fünf auf dem Markt. Es war meine erste Spiegelreflex. Damit ich mir die leisten konnte, habe ich in einem Nebenjob nach Feierabend und an Samstagen, Sonn- und Feiertagen fast zwei Monate lang geschuftet. Heute nicht mehr vorstellbar. Bei Ebay-Kleinanzeigen wird das Teil inzwischen für 20-80€ angeboten. Ein paar Jahre später wurde im Italienurlaub unser VW-Bus aufgebrochen und die Kamera geklaut. War schon sehr ärgerlich.
Gruß
Herbert
Hallo Herbert,
Dein Satz, dass der digitale Fotograf das Motiv am PC raussucht hat mich zum Schmunzeln gebracht, da hast Du tatsächlich Recht! 😀
Mit der x700 bin ich auch erstaunlich gut zurecht gekommen. Trotz der vielen Jahre auf dem Buckel hat sie mechanisch keinerlei Probleme.
Der Diebstahl hätte mich aber auch wahnsinnig geärgert. Ich hofe es sind dabei nicht so viele gute Fotos verloren gegangen!
Liebe Grüße
Eike